Sorbisches/Wendisches

Rechtsextremismus und die Sorben. Gab es sorbsiche Nazis? Kann es heute wendische Neonazis geben?

19.00 Uhr, Tenglers Buchhandlung, Markt 11, 01968 Senftenberg

Vortrag und Diskussion mit Dirk Wilking (Ethnologe, Leiter des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung, Demokratie und Integration DEMOS e.V.) und Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Philosoph, RLS)

in der Reihe "Reden über Politik, Kunst und Philosophie" und in Kooperation mit der Domowina Ortsgruppe Senftenberg/Zły Komorow

 

Rassismus und Rechtsextremismus sind in Brandenburg nicht neu. Doch, so schreibt der Geschäftsführer des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung (Demos) DIRK WILKING im Vorwort der jüngsten Publikation dieses Instituts, Migrations- und Integrationspolitik seien zum Kristallisationskern eines tiefen gesellschaftlichen Konfliktes geworden.

"In unterschiedlichem Verhältnis mischen sich auf Seiten der Gegner der Flüchtlingspolitik besorgte Bürger, Rechtspopulisten und Rechtsextreme. Letztere sehen ihre Stunde gekommen und versuchen, Irritationen, offene Fragen und lokale Probleme im Zusammenhang mit Flüchtlingsunterkünften für ihre rassistischen Strategien zu instrumentalisieren. Man muss genau hinschauen, um hier unterscheiden zu können zwischen denjenigen, die prinzipiell an gütlichen Problemlösungen interessiert sind und jenen, die unabhängig von konkreten aktuellen Anlässen schon immer die 'Reinheit des deutschen Volkes' bedroht sehen. Erneut bewährt sich in dieser Situation die Kenntnis der regionalen rechtsextremen Szenen und ihrer Repräsentanten.“ (Dirk Wilking/Michael Kohlstruck [Hrsg.]: Demos – Brandenburgisches Institut für Gemeinwesenberatung. Einblicke V. Potsdam 2016)

Was aber hat das mit den Sorben/Wenden zu tun? Dirk Wilking hat Zusammenhänge untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Sorben/Wenden zwar immer wieder vor allem Zielscheibe und Opfer des Rechtsextremismus werden, dass jedoch auch rechtsextremistische Einstellungen selbst unter sorbischen/wendischen Jugendlichen festzustellen sind.

Die Ergebnisse seiner Untersuchungen und seine Thesen werden kontrovers diskutiert. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg lädt herzlich ein, darüber öffentlich zu reden.

Alle Interessenten sind zu dieser gemeinsamen Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg und der Domowina-Ortsgruppe Senftenberg/Zły Komorow herzlich eingeladen. Die Veranstaltung findet in Tenglers Buchhandlung am Markt 11 in 01968 Senftenberg statt. Der Eintritt ist frei.

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Gastrecht in der Lausitz - gestern und heute: "und die Gastfreiheit war eine ihrer hervorragendsten Eigenschaften"

19.00 Uhr, Tenglers Buchhandlung, Markt11, 01968 Senftenberg

mit Heiko Kosel, MdL (Historiker, Jurist, Sprecher für Angelegenheiten des sorbischen Volkes der Fraktion DIE LINKE. im Landtag Sachsen) und Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Philosoph, Afrikawissenschaftler)

in der Reihe "Reden über Politik, Kunst und Philosophie" und in Kooperation mit Tenglers Buchhandlung Senftenberg sowie der Domowina-Ortsgruppe Senftenberg/Zły Komorow



Zum Auftakt ins neue Jahr ist am 11. Januar 2017 HEIKO KOSEL zu Gast in der Gesprächsreihe mit Dr. GERD-RÜDIGER HOFFMANN.

In seinem Vortrag wird HEIKO KOSEL einen Überblick über Licht- und Schattenseiten des Asyl- und Gastrechts in der Lausitz vom Mittelalter bis in unsere Tage geben. Dabei geht er auch auf Fragen des aktuellen Flüchtlings- und Aufenthaltsrechts, Rechtsgrundlagen für die Arbeitsaufnahme, Qualifikationsanerkennung und Berufsausbildung ein.

Mitunter Überraschendes aus Geschichte und Kultur der Sorben zum Thema Gastrecht wird an diesem Abend ebenfalls zur Sprache kommen.

HEIKO KOSEL, geboren 1966 in Bautzen/Budyšin, ist Jurist, Historiker und sorbischer Landtagsabgeordneter sowie Sprecher für Angelegenheiten des sorbischen Volkes der Fraktion DIE LINKE im Landtag Sachsen. Er ist Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission linker Parlamentsfraktionen in Sachsen, Brandenburg, der Republik Polen und der Tschechischen Republik. Seit 1999 ist er Rechtsanwalt, seit 2000 auch selbständiger Rechtsanwalt mit Zulassung zur Advokatur in Tschechien. Er ist neben Dr. Renate Harcke (Brandenburg) Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft Ethnische Minderheiten bei der Linkspartei. Weiterhin ist er Mitglied der Deutsch-Polnischen Juristenvereinigung.

Die Veranstaltung findet am Mittwoch, dem 11. Januar 2017, 19 Uhr, in Tenglers Buchhandlung statt.

Der Eintritt ist frei.

Windrad auf dem Dach - Tagebuchaufzeichnungen

19.00 Uhr, Bürgerhaus Wendische Kirche, Baderstraße 10, 01968 Senftenberg

mit Jurij Koch (Schriftsteller) und Matthias Kießling (Musiker)

in der Reihe "Reden über Philosophie, Kunst und Politik"und in Kooperation mit Tenglers Buchhandlung Senftenberg

Das Lausitz-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg lädt sehr herzlich ein zu einem literarisch-musikalischan Abend mit dem sorbischen Schriftsteller Jurij Koch. Er wird an diesem Abend aus seinen Tagebuchaufzeichnungen vorlesen, die zu seinem 80. Geburtstag im September 2016 erschienen sind.

Dabei geht es nicht um rein Privates oder gar um Eitelkeiten, sondern um brisante Probleme, die allerdings unterhaltsam als Geschichten zur Geschichte der Lausitz auf höchstem literarischen Niveau daherkommen.

Und Matthias Kießling, Mitbegründer der legendären Gruppe „Wacholder“, bietet mehr als bloße musikalische Umrahmung. Er ergänzt die Themen musikalisch mit Kommentaren, die nur einem begnadeten Sänger,
Textautor und Komponisten möglich sind. Mehr zu ihm unter: http://www.infokies.de

Aus Jurij Kochs Selbstbiographie:

"Ich bin Sohn (Jahrgang 36) einer sorbischen Steinarbeiterfamilie aus der Lausitz. Von der Halde des Steinbruchs in Horka kann man bei klarem Wetter die Lessingstadt amenz sehen. Dies erwähne ich, damit man sich vom Umfeld meines Heimatnestes ein Bild machen kann. Meine Schulen führten mich nach Crostwitz (sechs Kilometer sechs Jahre zu Fuß), in die Tschechoslowakei gleich hinter Seifhennersdorf ans Gymnasium (mit gelegentlichen schwarzen Grenzübertritten spaßeshalber), an eine obersorbische niedere und eine niedersorbische obere Schule in Bautzen und Cottbus, an eine journalistische Fakultät der Uni und eine dramaturgische Abteilung der Theaterhochschule zu Leipzig (Gelage mit eingeschmuggeltem Billigwein in "Auerbachs Keller"). Danach schrieb ich fünfzehn Jahre für deutsche Zeitschriften über Sorben, sprach beim sorbischen Rundfunk über deutsche, russische und polnische Kultur, was manchem spanisch vorkam. Mein Vater hat den härtesten Granit Europas gespalten. Er hat für uns (die Mutter, mich und meinen Bruder) ein Haus gebaut und ist dabei ums Leben gekommen. Meine Mutter hat bei drei Großbauern gedient, zwei Jungen in die Mannesjahre gebracht und niemals gebarmt. Ich schreibe (wenn nach der Publizistik noch Zeit bleibt) Geschichten, in denen Heimat und Welt vorkommen, mein Imperium Kindheit, das ganze Leben und so, Steine und Märchen, Leute wie mein Vater, auch Schurken, Lügner, Naturzerstörer, Vögel auch, und ich zeige, wie es um sie steht nach meiner Meinung."

Mehr zu Jurij Koch: http://www.jurij-koch.de/biografie.html

Die Veranstaltung findet am Freitag, dem 14. Oktober 2016, 19 Uhr, im Bürgerhaus Wendische Kirche Senftenberg (Baderstraße 10, 01968 Senftenberg) statt - in Kooperation mit Tenglers Buchhandlung, die viele Bücher von Jurij Koch im Angebot hat.

 

Sorben/Wenden im "vormundschaftlichen Staat" 1947 bis 1961

19.00 Uhr, Tenglers Buchhandlung, Markt 11, 01968 Senftenberg

mit Dr. Pětš Šurman (Historiker, Sorbisches Institut)  

in der Reihe "Reden über Philosophie, Kunst und Politik" 

 

Die Meinungen darüber, wie die Minderheitenpolitik der DDR zu bewerten sei, gehen weit auseinander. Teilweise prallen auch gegensätzliche Positionen aufeinander. Wer sich heute für die Förderung des Sorbischen/Wendischen einsetzt, bekommt schon mal zu hören, dass er wohl die DDR wiederhaben möchte, wo „den Sorben Zucker in den Hintern geblasen wurde“. Andere sehen im Untergang der DDR die Befreiung der Sorben/Wenden von Bevormundung, Vereinnahmung und Willkür. Eine weitere Position im Streiten ist, dass nach der politischen „Wende“ von 1989 endlich die Befreiung der Wenden von der Dominanz der Sorben auf der Tagesordnung stünde. Eine unübersichtliche Prob-lemlage also, die es interessierten Laien nicht gerade leicht macht, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Denn obwohl die Geschichte der Sorben während der DDR-Zeit in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Forschung rückte, mangelte es bisher jedoch an einer systematischen Sichtung, Ordnung und Zugänglichmachung der unzähligen Quellen dieser Epoche. 

PETER SCHURMANN (PĔ̌TŠ ŠURMAN) hat es sich in seinem soeben erschienenen Buch zur Aufgabe gemacht, für die frühen Jahre des SED-Staates die wichtigsten Akten und Dokumente aufzubereiten und zu veröffentlichen. Etwa 190 Schriftstücke geben Auskunft über Entwicklung, Aufgaben und Funktionieren der staatlichen Minderheitenpolitik in den 1950er Jahren. Der Autor gewährt Einblicke in die Umsetzung des sogenannten Sorbengesetzes und die dazugehörigen Strukturveränderungen sowie in das Verhältnis von staatlichen Instanzen, Parteien und gesellschaftlichen Organisationen zu sorbischen Belangen. Ebenso beleuchtet wird die Tätigkeit des Sorbischen Kultur- und Volksbildungsamtes bzw. der späteren Hauptabteilung Sorbenfragen, die das sorbische Bildungs- und Kulturleben kontrollierte. 

Der vom Bürgerrechtler ROLF HENRICH Ende der 1980er Jahre für die DDR geprägte Begriff vom „vormundschaftlichen Staat“ soll in dem von GERD-RÜDIGER HOFFMANN moderierten Gespräch auf seine Tauglichkeit zur Erklärung der widersprüchlichen Minderheitenpolitik geprüft werden.

Buchtipp: Peter Schurmann: Sorbische Interessen und staatliche Minderheitenpolitik in der DDR. Quellenedition (1947–1961), Bautzen 2016, 671 S. (29,90 €)

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Ausstellung über Sorben/Wenden in der Lausitz - bis Ende März im Bürgerhaus Wendsiche Kirche

Besichtigung möglich MO-FR 9-12 Uhr, DO 12-18 Uhr und SOA 10-12 Uhr

Auf Initiative sorbischer/wendischer Einwohnerinnen und Einwohner Senftenbergs ist in der Wendischen Kirche bis Ende März eine Informationsschau über die Sorben/Wenden in der Lausitz zu sehen. Auf insgesamt 16 Tafeln informiert diese kleine Ausstellung über 1.400 Jahre Geschichte, Sprache, Kultur, politische Situation, Institutionen, Bildungswesen, Kunst, Literatur, Film und Bräuche der Sorben/Wenden sowie über die Geschichte der Domowina.

Es besteht also die Möglichkeit, sich in relativ kurzer Zeit mit umfangreichen Informationen zu versorgen, um selber einschätzen zu können, was das Sorbische/Wendische heute noch ausmacht und was der Region verloren ginge, würde die Tatsache ignoriert werden, dass Senftenberg nach dem neuen Sorben/Wenden-Gesetz die Kriterien erfüllt, um auch offiziell zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet gezählt zu werden.

Wenn auch nicht Gegenstand der Ausstellung, so ist auch darauf hinzuweisen, dass das Sorbische/Wendische in der Stadt lebt. Davon zeugen die zahlreichen Vorträge, gut besuchte Niedersorbisch-Sprachkurse, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte sowie Versammlungen der örtlichen Domowina-Gruppe. Die meisten Veranstaltungen sind von sorbischen/wendischen Einwohnerinnen und Einwohnern der Stadt selbst organisiert worden.

Im Grunde geht es darum, diesen Umstand als Bereicherung für alle zu begreifen, daran zu arbeiten, dass Senftenberg durch die bewusste Pflege und Präsentation der sorbischen/wendischen Kultur ein spezifisches Merkmal der Region und damit einen weiteren Glanzpunkt für Gäste und Einheimische vorweisen kann.

Die Ausstellung kam durch die freundliche Unterstützung der Sorbischen Kulturinformation LODKA (Cottbus) zustande.

Zu besichtigen ist die Informationsausstellung zu folgenden Zeiten:

Montag bis Freitag: 9 bis 12 Uhr

sowie während der Öffnungszeiten des Eine-Welt-Ladens:

Donnerstag: 12 bis 18 Uhr

Sonnabend: 10 bis 12 Uhr

Für Gruppen können weitere Termine vereinbart werden. Der Eintritt ist frei.

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Sorben/Wenden - Das Recht auf Anderssein

19.00 Uhr, Tenglers Buchhandlung, Markt 11, 01968 Senftenberg

in der Reihe REDEN ÜBER PHILOSOPHIE, KUNST und POLITIK

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Philosoph, Afrikawissenschaftler; Senftenberg) und Bernd Pittkunings (Sorbischer Liederpoet; Dešno/Dissen)

 

Das 2014 beschlossene neue Sorben/Wenden-Gesetz muss selbstverständlich umgesetzt werden. Das heißt jedoch auch, die Aufgaben zu beschreiben, die noch zu lösen sind, damit dieses durch Kompromiss entstandene Gesetz mit Leben erfüllt werden kann.

GERD-RÜDIGER HOFFMANN, seit Jahren in der Sorben/Wenden-Politik engagiert, sieht vor allem folgende Aufgaben:

„Erstens wird es darum gehen müssen, Bildungsarbeit im Land Brandenburg zu leisten, um klarzustellen, dass es in dem Gesetz nicht um eine Erweiterung des Siedlungsgebietes der Sorben/Wenden geht, sondern um das Anerkennen der Tatsache, dass viele Kommunen historisch und kulturell zum Siedlungsgebiet gehören. 

Geschichtskenntnisse werden gefragt sein.

Zweitens, damit in Verbindung steht, jene europäischen Standards im Bewusstsein der politisch Verantwortlichen des Landes zu verankern, die jeden Assimilationsdruck untersagen.

Drittens geht es darum, dass den Sorben/Wenden und ihrer Kultur Weiterentwicklung als Selbstverständlichkeit zugebilligt werden muss. Sorben/Wenden sind kein Ausstellungsobjekt im Museum.

Viertens geht es um die Frage, wie Minderheitenschutz in Zeiten der Globalisierung und hoher Mobilität bei Menschen, Waren und Kulturgütern zu bewerkstelligen ist. Die Forderung an die Minderheiten, schön autochthon und nur dort zu bleiben, wo sie herkommen, um gefördert zu werden, erscheint nicht mehr zeitgemäß.

Abgeordnete und Verwaltungsangestellte in Land und Kommunen werden sich auch die Mühe machen müssen, herauszufinden, welches die Gründe für teilweise irrationale Kontroversen und fast ins Rassistische gehende Vorbehalte gegenüber Sorben/Wenden sind.“

Nach einem Vortrag über gesetzliche Grundlagen und den Stand der kulturpolitischen und wissenschaftlichen Debatten sollen aktuelle Fragen diskutiert werden. Für die Diskussion ist auch der sorbische Liederpoet Bernd Pittkunings zu Gast in Senftenberg.

 

Zły Komorow: Warum Senftenberg zum angestammten sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet gehört

Eine Argumentation von Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann

Gehört Zły Komorow/Senftenberg zum angestammten sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet? Unter historischen und kulturellen Gesichtspunkten ist diese Frage recht deutlich zu beantworten: Ja, die Stadt wie das Umfeld gehören dazu. Das neue Standardwerk „Sorbisches Kulturlexikon“ belegt unter dem Stichwort „Senftenberger Region“ für ein Lexikon erstaunlich umfangreich, dass Zły Komorow/Senftenberg zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet gehört und es eigentlich nur darum geht, diese Tatsache auch offiziell anzuerkennen. Auch mein Artikel im sorbischen Kulturmagazin „Rozhlad“, wenn auch aus aktuellem Anlass teilweise zu polemisch geraten, liefert Fakten zur Beantwortung dieser Frage.

Daraus zu schlussfolgern, dass der Antrag auf Zugehörigkeit der Stadt zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet nur noch eine formale Angelegenheit sei, wäre jedoch ein fataler Fehler. Denn wenn auch nach den entsprechenden gesetzlichen Regelungen Zły Komorow eindeutig dem sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet zuzuordnen ist, so ist damit noch lange nicht geklärt, wie durch einen formal richtigen Beschluss Senftenberg tatsächlich mit sorbischer/wendischer Kultur und Tradition beseelt werden kann und von den Einwohnerinnen und Einwohnern auch als Zły Komorow wahrgenommen wird. Es geht um mindestens drei Fragen, die beantwortet werden müssen bzw. wenigstens in eine durch Offenheit und Streben nach Erkenntnisgewinn gekennzeichnete Debatte geholt werden sollten, um das Sorbische/Wendische in der Stadt und im Umfeld mit Leben zu erfüllen: nach dem angestammten Siedlungsgebiet, nach dem Subjekt des Sorbischen/Wendischen und nach dem kulturellen und politischen Klima. 

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Das gute Leben ist lokal – Das Konzept des „Guten Lebens in Harmonie" und die Sorben/Wenden

Tagung an der BTU Cottbus (Senatssaal im Hauptgebäude Zentralcampus), von 11 bis 18 Uhr

Bereits zum dritten Mal lädt das Regionalbüro Cottbus der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. zu einer Tagung zum Themenfeld "Das gute Leben" an die BTU nach Cottbus ein. In diesem Jahr findet die gemeinsame Veranstaltung von RLS Brandenburg und BTU mit dem Sorbischen Institut statt.

„Wie wollen wir eigentlich leben?" ist eine zentrale Frage der Philosophie seit ihren Anfängen. Durch die Entwicklung des Konzeptes des „Guten Lebens in Harmonie" durch Indigene in Südamerika wurde eine Diskussion angestoßen, die mittlerweile auch Europa erreicht hat. Sie wirft uns zurück auf die grundsätzlichen Fragen von Kultur, aber auch Religion. Die Beantwortung dieser Fragen – insofern sie überhaupt möglich ist – scheint regional sehr unterschiedlich auszufallen. Dies ist zunächst den naturräumlichen Bedingungen geschuldet, darüber hinaus aber auch kulturellen Rahmenbedingungen.

Eine Untersuchung und Diskussion dieser Fragen scheint insbesondere auch deshalb in der Lausitz interessant, weil das Konzept des „Guten Lebens" in seiner Entstehung von indigenen Minderheiten stammt, die sich mit diesem Konzept auch von Mehrheitskulturen abgrenzen wollten. Zwar wurden diese Auseinandersetzung in postkolonialen Gesellschaften geführt, sie könnten aber auch für die Frage der Beziehungen zwischen den Sorben/Wenden und der deutschen Mehrheitsgesellschaft relevant sein. Ob es Ansätze eines spezifischen kulturellen „Guten Lebens" der Sorben/Wenden gibt oder ob solche Entwicklungen über- und interkulturell regional gefasst werden müssen soll mit verschiedenen Expert*innen und Interessierten diskutiert werden. In der Tradition der mittlerweile 3. Tagung soll der Schwerpunkt hierbei gerade auf materiellen und nicht nur ideellen Aspekten der Kultur(en) liegen.

Der Ablaufplan der Tagung kann hier eingesehen werden.

Zur Tagung im vergangenen Jahr ist von Cathleen Bürgelt ein ausführlicher Bericht verfasst worden, der auf dieser Seite unter dem Datum vom 6. Dezember 2014 ebenso zu finden ist wie die Links zu den Dokumentation der bisherigen Tagungen.

 

Wendischer Nachmittag am 22. August in Senftenberg / Zły Komorow

Beitrag von Gerd-Rüdiger Hoffmann für die niedersorbische Zeitung Nowy Casnik

Zły Komorow (Senftenberg), das wissen nicht nur die Leserinnen und Leser dieser Zeitung, hat regelmäßig Bildendes und Unterhaltendes zur Kultur und Geschichte der Sorben/Wenden zu bieten. Dem teilweise heftigen Streit um die Frage, ob Zły Komorow zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet zu rechnen sei, ist sicherlich geschuldet, dass es vor allem politische Bildungsveranstaltungen sind, die auf großes Interesse bei der Bevölkerung rund um Zły Komorow treffen. Das Lausitzbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg kann ein Lied davon singen, wenn wieder einmal der Raum für eine geplante Bildungsveranstaltung zu klein war, etwa beim Philosophieabend über die sorbische Intellektuelle Marja Grólmusec. Auch die Veranstaltungen der Cottbuser Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur in der Wendischen Kirche, einschließlich der Niedersorbisch-Sprachkurs, sind stets gut besucht. Die Domowina-Ortsgruppe ist inzwischen eine von der Lokalpolitik ernst genommene Instanz. Um die Teilnehmerzahl beim jährlich stattfindenden deutsch-wendischen Gottesdienst wird so manche Gemeinde im Siedlungsgebiet den Senftenberger Pfarrer Manfred Schwarz beneiden. Es sieht also recht gut aus im Bemühen, die sorbische/wendische Geschichte und Kultur in der Senftenberger Bevölkerung bewusst werden zu lassen und bei den Sorben/Wenden unter ihnen die Sprache zu revitalisieren. Mit der Wendischen Kirche als Symbol und Ort dieser Bemühungen im Zentrum der Stadt sind sehr gute Voraussetzungen gegeben.

Nun jedoch gab es zum wiederholten Mal im Rahmen dieser Anstrengungen von Domowina und Niedersorbischer Sprachschule eine Einladung in die Gaststätte der Gartensparte „Heimatruh“ am Rande der Stadt. Das ist eventuell riskant mit Blick auf Teilnehmerzahlen, aber mehr als eine symbolische Geste und sicher gut so. Die rührige Leiterin der wendischen Cottbuser Bildungseinrichtung Maria Elikowska-Winkler hatte zum ersten wendischen Nachmittag eingeladen, um gemeinsam mit der Tanzgruppe Bährenbrück und der Malerin Evelyn Pielenz Unterhaltsames und Unbekanntes vorzustellen. Unterstützung fanden sie beim Wirt Ralf Lapstich, selbst sorbischer Herkunft. Und so fühlten sich alle beim Zuschauen der Tänze, bei den Erläuterungen zu den unterschiedlichen Trachten und zur Sprache gut unterhalten. Mitmachen konnte man beim Quiz um Ortsnamen sowie beim Malen von wendischen Symbolen und Sagengestalten. Nicht zuletzt wurde Interesse an der Sprache geweckt, weil Maria Elikowska-Winkler, ganz Lehrerin, einige lustige Beispiele vorführte, was passiert, wenn ähnlich geschriebene Wörter durcheinander geraten. Den Unterschied zwischen žiwa und žywa oder zwischen žabys und zabiś werden sich viele nach diesem anregenden Nachmittag wohl merken. Vielleicht bekamen einige Gäste auch Lust auf den Niedersorbisch-Sprachkurs in der Wendischen Kirche. Schließlich wurde auch gemeinsam getanzt. Warum bei wendischer Folklore auch immer wieder die Annemarie-Polka dieses Nazi-Marschliederkomponisten Herms Niel (Hermann Nielebock) dabei sein muss, verstehe ich bis heute nicht. Aber warum sollte diese Frage nicht Gegenstand einer weiteren Veranstaltung sein?

 

Der Beitrag ist in der aktuellen Ausgabe des Nowy Casnik auf Niedersorbisch (zum Lesen hier klicken) und auf Deutsch (zum Lesen hier klicken) erschienen.

Zur Tageszeitung Nowy Casnik...

 

Weltgeschichte und Geschichten aus der Provinz (2015)

Konferenz des Kulturforums der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Regionalbüros Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg

Das Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg laden herzlich ein zur fünften Kulturkonferenz PROVINZ VERSUS PROVINZIALITÄT – Weltgeschichte und Geschichten aus der Provinz, die am 4. Juni 2015 im Theater NEUE BÜHNE Senftenberg stattfinden wird.

"Provinz versus Provinzialität" heißt nicht, dass Provinzielles nur in der Provinz verbreitet ist und spannende Kunst und reichhaltiges kulturelles Leben nur in den Metropolen stattfinden. "Provinz" ist nicht abwertend gemeint, sondern soll selbstbewusst verwendet werden mit dem Wissen, dass Kreativität nicht an große Budgets, viel Scheinwerferlicht und Quote gebunden sein muss. Die Konferenzreihe konnte diesen Ansatz bisher als durchaus produktiven Ausgangspunkt für interessante und lehrreiche Debatten bestätigen.

Dazu gehört zuerst, dass Thema und Ort organisch miteinander verbunden sind. Das bedeutet für die Senftenberger Konferenz, dass ein Theaterstück fester Bestandteil der Konferenz ist – inhaltlich wie vom Ablauf her – und das Theater selbst, 1946 auf Anregung bzw. Befehl des sowjetischen Gardeoberst Soldatow gegründet, sich als Ort der Geschichte und von Geschichten vorstellt.

Es wird Vorträge, Interviews und Diskussionen zu den Komplexen "Gedenken und was wirklich war", "Geschichten aus der Provinz und wie es sein könnte", "Kunst, Beharrungsvermögen und Streben nach Neuem" und "Vom kritischen Eingedenken" geben.

Außerdem wird das Tanzstück "Häuten" von Golde Grunske (Cottbus) zu erleben sein, die bereits zur 4. Kulturkonferenz die Gäste begeisterte. Sorbisches/Wendisches ist selbstverständlich wie gewohnt integraler Bestandteil der Konferenz. Die Geschäftsführung des 25. Cottbuser Festivals des Osteuropäischen Films präsentiert Thema und Schwerpunkte des diesjährigen Festivalprogramms, das durchaus mit dem Thema dieser Kulturkonferenz korrespondiert. Und die Schauspielerin Ursula Memmert-Gerlach wird Texte von Walter Benjamin vortragen.

Am Abend wird Heiner Müllers "Germania 3. Gespenster am toten Mann" in der Inszenierung von Manuel Soubeyrand aufgeführt - zum letzten Mal. Die Konferenz-„Dramaturgie“ wird deshalb in einem wesentlichen Punkt dem Heiner-Müller-Stück folgen, nämlich Geschichtsbetrachtung als Collage versuchen. Dadurch soll es möglich werden, zum Beispiel solche Ereignisse wie den 70. Jahrestag der Befreiung von den Nazis sowie den 25. Jahrestag des Zusammenschlusses der beiden deutschen Staaten aus eher ungewohnter Perspektive zu beleuchten – eben aus der Perspektive der „Provinz“ und der „Weltgeschichte“.

Die Konferenz beginnt um 10 Uhr, Einlass ist ab 9.30 Uhr.

Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Anmeldung, aber auch kurzentschlossene Gäste sind herzlich willkommen.

Ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben. Die Karten für die Aufführung „Germania 3. Gespenster am toten Mann“ kosten 10 Euro, Reservierung erbeten. Verpflegung wird gegen Bezahlung vor Ort angeboten.

Ansprechpartnerin: Cathleen Bürgelt, RLS Brandenburg, Postfach 100134, 01957 Senftenberg; Telefon: 0176–20548695, E-Mail: rls-kulturkonferenz[at]gmx.de

Zum detaillierten Programm, zur Einladung und weiteren Informationen ...  

 

 

Recht auf Perspektive -

Tagung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg beschäftigte sich erneut mit verschiedenen internationalen Vorbildern in Bezug auf die Regionalentwicklung durch Minderheiten und insbesondere die Sorben/Wenden

von Cathleen Bürgelt

Bereits im Oktober 2013 hatten der Lehrstuhl für sozialwissenschaftliche Umweltfragen der BTU Cottbus-Senftenberg und das Regionalbüro Cottbus der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg zu einer Tagung eingeladen, die das Potential des „Übereinkommens über eingeborene und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern“ der Internationalen Arbeiterorganisation, ILO 169, für die sorbische/wendische Minderheit in der Lausitz ausloten wollte. Auch wenn es auf den ersten Blick für einige Verwirrung sorgen mag, die Sorben/Wenden als „indigenes Volk“ zu bezeichnen, so war vor einem Jahr doch deutlich geworden, dass sich aus der Konvention fruchtbare Ansätze für die Formulierung und Ausgestaltung der Rechte der Sorben/Wenden finden lassen.

Da es in dem – von Deutschland bisher nicht ratifizierten – Übereinkommen vor allem auch um die kollektiven Verfügungsrechte an natürlichen Ressourcen wie Land und Bodenschätze geht, lag es nahe, sich nun in einer weiteren Tagung den daraus ergebenen Ideen hinsichtlich der „Regionalentwicklung bei indigenen Völkern, europäischen Minderheiten und den Sorben/Wenden“ zu widmen und auszuloten, welche Impulse von Indigenen für ein nachhaltiges, solidarisches, gemeinschaftliches Wirtschaften und Zusammenleben ausgehen können.

Zu Beginn der Tagung gab der Schriftsteller und Lyriker Udo Tiffert einen Problemaufriss durch vier seiner Texte, die die Ambivalenzen der vom Bergbau geprägten Region sehr anschaulich verdeutlichten.

Der ehemalige Brandenburgische Landtagsabgeordnete, Philosoph und Afrikawissenschaftler Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (Senftenberg) beleuchtete in seinem Beitrag die Debatte um das „angestammte Siedlungsgebiet“ im Zuge der Novellierung des Sorben/Wenden-Gesetzes in Brandenburg und mahnte die Beachtung internationaler, wissenschaftlicher Standards an, nach denen sich die Bindung der Minderheitenrechte an ein bestimmtes Territorium eigentlich verbietet. Mobilität und Freizügigkeit sind selbstverständlich auch Angehörigen einer Minderheit zuzugestehen, ohne dass sie damit ihrer Rechte verlustig gingen. Angesichts der Fixierung auf ein bestimmtes Siedlungsgebiet, wenn es um die Ausreichung von Fördermitteln geht, erstaunt es laut Hoffmann dann doch sehr, dass im Zusammenhang mit dem Braunkohlenabbau niemand der Verantwortlichen auf die Idee kommt, dass die Kohle eigentlich den Sorben/Wenden gehörte. Es ist, so Hoffmann, an der Zeit, ein modernes Minderheitengesetz als höheres Allgemeingut anzusehen als eine rückwärtsgewandte Braunkohlentechnologie.

Der Sozialwissenschaftler Dr. Johannes Waldmüller (Genf, Ecuador) stellte die Idee des „Buen Vivir“ vor, die im deutschsprachigen Raum meist als das „gute Leben“ übersetzt wird, obgleich es treffender wäre im Sinne eines Verbs von „Gutes leben“ zu sprechen. Das von den Indigenen entworfene alternative Entwicklungsmodell des „Suma Kawsay“ verbindet wesentliche Themen wie kollektive Rechte, Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Dekolonialität. Als „Buen Vivir“ ist es mittlerweile zum Beispiel in Ecuador als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen worden – jedoch in einem anderen Verständnis, was insbesondere seit dem extensiven Aufbau des Bergbaus zum Bruch mit den Indigenen oder namhaften Vertretern wie Alberte Acosta geführt hat. Waldmüller machte aber auch deutlich, wie lokale Projekte gegenwärtig versuchen, die Deutungshoheit über das Konzept zurückzuerlangen.

Verschiedene Autonomiemodelle, die für nationale Minderheiten in Europa Anwendung finden, stellte der Politologe Prof. Dr. Klaus-Jürgen Nagel (Barcelona) vor und machte am katalonischen Beispiel deutlich, wie sehr der Anstieg der Zustimmung für eine Unabhängigkeit mit der verweigerten Anerkennung zu tun hat. Auch in seinem Beitrag spielte das Engagement der Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle, insbesondere wenn es darum geht, aufgrund von staatlichen Entscheidungen eigene Spielräume wiederzuerlangen oder neu zu schaffen.

Wie diese Freiräume im Konkreten genutzt werden können, machte Thomas Zschornak anschaulich, Bürgermeister der sorbischen Gemeinde Nebelschütz. Zentral ist dabei vor allem die materielle Verfügungsgewalt als Gemeinde über die Flächen, die zu ihr gehören, um selbstbestimmt Akzente setzen und Freiräume für die Dorfentwicklung schaffen zu können. So ist es gegenwärtig möglich, Ackerland auf Beschluss des Gemeinderates an einen jungen Ökobauern zu verpachten. Im Vorfeld der geplanten Neueröffnung eines ökologisch-kreativen sorbischen Kindergartens fand in der Gemeinde eine Zukunftswerkstatt mit den Eltern statt, in der das pädagogische Konzept der Einrichtung gemeinsam erarbeitet wurde. Die Gemeinde sieht auch in der Sensibilisierung für die ortstypische Architektur eine wichtige Aufgabe und unterstützt entsprechende Sanierungen auch durch in einer Sozialwerkstatt gesammelte und aufgearbeitete Baumaterialien. Gegenwärtig wird zwischen den Gemeinden im Umland ein Ausschuss neukonstituiert, der sich um sorbische Belange kümmern wird.

Angesichts des gegenwärtig diskutierten Serbske Sejmik, einer kollektiven Vertretung sorbischer Interessen auf politischer Ebene, schilderte der Historiker und Rechtsanwalt Heiko Kosel (Watha) aufgrund seiner Erfahrungen als Kreistagsabgeordneter in Bautzen und ehemaliger sächsischer Landtagsabgeordneter, wie wichtig aus Sicht der Sorben/Wenden die Kompetenzen in den Bereichen Bildung, Kultur und Jugend sind. Allerdings müssten sie über die eines Kreistags noch hinausgehen, da man sich sonst nur neue Fesseln anlegt. Ohne andere Rahmenbedingungen, ohne eine Dynamisierung der Mittel läuft man Gefahr, das Elend nur selbstbestimmt zu verwalten.

Die Debatte im Laufe der Tagung gewann durch die verschiedenen Sichtweisen und internationale Erfahrungen und entwickelte sich vor allem entlang der Ambivalenzen der Bindung von Minderheitenrechten an ein bestimmtes Territorium, der Vor- und Nachteile einer Verrechtlichung und der Bedeutung der Sprache.

Der Ökonom und Philosoph PD Dr. Steffen Groß (Cottbus) verwies darauf, dass in der globalisierten Welt ein Bezug zu einem bestimmten Territorium auch im Selbstverständnis nicht zu unterschätzen ist. Ein effektiver Minderheitenschutz wird wohl gegenwärtig ohne den Bezug auf ein Territorium nicht funktionieren, muss aber durch einen personenbezogenen Schutz ergänzt werden. Im Grunde gelte es, stärker den Gestaltungsspielraum auszuloten, die Gesetze, auch wenn sie eher als Abwehrrechte konzipiert sind, bieten.

Am ecuadorianischen Beispiel war jedoch auch erkennbar geworden, dass eine zu starke Verrechtlichung, insbesondere nach westlichen Standards und zugunsten der ökonomischen, sozialen und kulturellen Rechte die Gefahr einer Folklorisierung und fixierten kulturellen Identität birgt, wobei das Moment der Dynamik und Weiterentwicklung verloren geht. Kultur ist immer in Entwicklung und geprägt von Diskurs und Diversität. Dies in Gesetzen und Verordnungen auch wiederzuspiegeln, scheint die eigentliche Schwierigkeit zu sein. Umso wichtiger ist es, sich Orte, Freiräume für emanzipatorische Alternativen zu suchen oder sie zu schaffen.

Ausgehend vom ursprünglichen Konzept des Buen Vivir stellten insbesondere junge Studierende aus Cottbus und Leipzig die Frage nach dem sorbischen „Buen Vivir“, nach dem anderen Erzählen, Wirtschaften und Leben in der Lausitz und den Möglichkeiten, das Zusammenleben in und mit der Unterschiedlichkeit gemeinschaftlich zu organisieren. Dies aber ist vielleicht Gegenstand einer kommenden Tagung.

Den Organisatoren Daniel Häfner und Dr. Lutz Laschewski ist es zu danken, dass die BTU Cottbus-Senftenberg mit dieser Tagung eine andere Perspektive auf die für die Zukunft der Lausitz so wichtige Frage der Regionalentwicklung eröffnete. An der einzigen Universität im Kerngebiet der Sorben/Wenden müsste der bikulturelle Charakter der Region sehr viel öfter Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein.

Links:

zum Programm der Veranstaltung

Der Tagungsband ist hier einsehbar.

Die Beiträge der ersten Konferenz sind im Internet bereits einsehbar.


Was hilft das Reden über Philosophie, Kunst und Politik in Proschim/Prožym?

Montag, 29.9.2014, 18.00 Uhr, Senftenberg, Bürgerhaus Wendische Kirche, Baderstraße 10

in der Reihe REDEN ÜBER PHILOSOPHIE, KUNST UND POLITIK

Gerd-Rüdiger Hoffmann (Philosoph; Senftenberg) im Gespräch 

mit Johannes Kapelle (Lehrer i.R., Bauer, Waldbesitzer, "Opa ohne Lobby"; Proschim/Prožym) und Tobias Morgenstern (Musiker, Intendant des Theaters am Rand; Zollbrücke, Oderbruch)

 

Das Bürgerbüro des Landtagsabgeordneten Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann bot seit zehn Jahren auch der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg Quartier in der Lausitz. Mit dem Ende der Abgeordnetentätigkeit endet zwar auch die Arbeit des Regionalbüros an seinem Ort in der Senftenberger Bärengasse, jedoch werden wir weiterhin Veranstaltungen durchführen – in anderer, vielleicht auch konzentrierterer Form und an anderen Orten. Es wird also eine Abschiedsveranstaltung geben, die jedoch auch Beginn für Neues ist.

So freut es uns sehr, den Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe REDEN ÜBER PHILOSOPHIE, KUNST UND POLTIK bekanntzugeben. Der Philosoph Gerd-Rüdiger Hoffmann, der Musiker und Intendant Tobias Morgenstern vom Theater am Rand im Oderbruch und Johannes Kapelle aus Proschim/Prožym, der „Opa ohne Lobby“ (so der Titel des 2-Minuten-Film über ihn), werden in der ersten Veranstaltung die Frage diskutieren, warum es sinnvoll sein kann, selbst unter dem Druck von Alltagssorgen oder existentieller Probleme wie der geplanten Abbaggerung der Heimat Gespräche über Kunst, Philosophie und Politik zu führen. Warum also werden die Philosophieabende in Senftenberg, die Abendvorträge im kleinen Dorf Proschim/Prožym und die politischen Veranstaltungen unter dem Titel „Randthemen“ im Theater am Rand von so vielen Menschen angenommen?

Die musikalische Gestaltung des Abends haben Oksana Weingardt-Schön (Klavier) und Gerald Schön (Bariton) übernommen.

Die folgenden Veranstaltungen werden in Tenglers Buchhandlung am Markt 11 in Senftenberg stattfinden.

 

 

Welt anschauen: Räume. Bilder. In Bewegung (2014)

Konferenz des Kulturforums der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Regionalbüros Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg

Das Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg laden herzlich ein zur vierten Kulturkonferenz PROVINZ VERSUS PROVINZIALITÄT, die in diesem Jahr den thematischen Schwerpunkt bei der bildenden Kunst setzt. Daher freuen wir uns besonders, für diese Konferenz in das wunderbare dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus einladen zu können. Die Tanzkompanie Golde G. wird mit der Choreographie „zwischenRÄUMEN“ von Golde Grunske diesen Ort zu einem besonderen Erlebnis machen.

Die vier Vortrags- und Gesprächsblöcke WELT ANSCHAUEN. RÄUME. BILDER. IN BEWEGUNG. werden neben theoretischen Überlegungen zu Provinz und Provinziellem in der globalisierten Welt und den besonderen Raumerfahrungen und Raumdefinitionen gerade auch in Brandenburg die Frage nach dem Platz für bildende Kunst und kreativen künstlerischen Projekten stellen, die oft in kein Schema passen und deshalb auf viel Wenn und Aber treffen.

Neben Vorträgen, Interviews und Gesprächsrunden mit Ulrike Kremeier, Raúl Fornet-Betancourt, Gerd-Rüdiger Hoffmann, Alfred Eichhorn, Volker Gerloff, Uta Henšelowa, Robert Rode, Gabriela Christmann, Hanka Mark, Hannelore Wodtke, Kristina Geisler, Ulrike Erdmann, Gerlinde Förster, Marianne Gielen, Herbert Schirmer, Cathleen Bürgelt, Michael Apel und anderen wird genügend Raum für Fragen, Erwiderungen und Gespräche bleiben.

Außerdem gibt es als integralen Bestandteil der Konferenz die Aufführungen „mit wenn und aber“ und „zwischenRÄUMEN“ der Tanzkompanie Golde G. in den Choreographien von Golde Grunske sowie eine Präsentation des FilmFestival Cottbus zu sehen.

In der Mittagspause besteht zudem die Möglichkeit, die drei aktuellen Ausstellungen des dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus zu besichtigen. 

Ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben.

Aus organisatorischen Gründen wird jedoch um eine Anmeldung gebeten. Aber auch kurzentschlossene Gäste sind herzlich willkommen.

Zum detaillierten Programm und weiteren Informationen ...

 

Sorbisches Folkloreensemble Schleife

Feier anlässlich des Internationalen Frauentags

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. lädt gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann zu einer besonderen Frauentagsfeier in die Senftenberger Wendische Kirche ein.

Das Programm an diesem Abend wird das Sorbische Folkloreensemble Schleife bestreiten, das seit seiner Gründung vor 41 Jahren einen besonders großen Anteil an der Bewahrung und Weiterentwicklung der für diese Region typischen Musik- und Tanzkultur hat.

Zu erleben sind an diesem Abend auch das Spiel auf dem sorbischen Dudelsack (kózoł) und der kleinen dreisaitigen Geige (fidle) sowie eine nur in der Schleifer Region anzutreffende Tracht. Es wird zudem unterhaltsamen Erläuterungen und eine kurze Einführung in sorbische Bräuche, Musik und Tänze gegeben.

Freitag, 14. März 2014, 19.00 Uhr

Bürgerhaus Wendische Kirche, Baderstraße 10, 01968 Senftenberg

Berührender Abend mit dem Sorbischen Folkloreensemble Schleife in der Wendischen Kirche

Am Freitag fand die zweite Veranstaltung statt, zu der die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann im Rahmen der 24. Brandenburgischen Frauenwoche eingeladen hatten. Der Frauenpolitische Rat des Landes hatte die Aktionswoche in diesem Jahr unter das schöne Motto "Gemeinsam - Lebendig - Widerständig. Frauengeschichte(n) 1914 bis 2014" gestellt. Und dazu passte auch dieser Abend in der Wendischen Kirche Senftenberg wunderbar. 

Das Sorbische Folkloreensemble Schleife hat seit seiner Gründung vor 41 Jahren einen besonders großen Anteil an der Bewahrung und Weiterentwicklung der für diese Region typischen Musik- und Tanzkultur. Zu erleben waren an diesem Abend auch das Spiel auf dem sorbischen Dudelsack (kózoł) und der kleinen dreisaitigen Geige (fidle) sowie eine nur in der Schleifer Region anzutreffende Tracht. Zwei junge Ensemblemitglieder sowie der Leiter Wolfgang Kotissek gaben eine kurze Einführung und unterhaltsame Erläuterungen in sorbische Bräuche, Musik und Tänze.

Zu Beginn der Veranstaltung nahm Gerd-Rüdiger Hoffmann in seiner Begrüßungsrede das Motto der Brandenburgischen Frauenwoche auf und sagte vor den etwa 90 Gästen: "Ich freue mich, dass sich so viele für die Folklore unserer Heimat interessieren und sicherlich auch deshalb heute in die Wendische Kirche gekommen sind – lebendige Folklore, nicht Quoten erheischende 'Volksmusik'. Die Teilnehmerinnen der Philosophieabende der Rosa‐Luxemburg‐Stiftung Brandenburg in der Senftenberger Bärengasse wissen, dass ich unter 'Heimat' nicht nur das verstehe, wo wir herkommen oder wo wir gerade leben. Heimat ist für mich vor allem das, was noch kommt. Jedoch nichts kommt von alleine. Heimat ist also das, was wir noch zu schaffen haben. Heimat gelingt nur gemeinsam, lebendig und widerständig."

Hoffmann gratulierte den anwesenden Frauen zu ihrem Ehrentag, der in seinen Augen immer noch ein Kampftag sein muss, und dankte mit dieser in dieser Art wohl letzten Frauentagafeier allen, die ihn und das Lausitzbüro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg unterstützt haben "im Bemühen, Kultur und Kunst, Minderheitenpolitik, mehr Gerechtigkeit und immer wieder politische Bildung im Revier zu befördern." 

Zur gesamten Rede von Gerd-Rüdiger Hoffmann ...

Von Renate Hensel ist in der heutigen Ausgabe der Lausitzer Rundschau der Beitrag "(K)Ein Lied mit 99 Strophen" zu diesem Abend erschienen. Hier der Link dazu...

Zur Einladungskarte mit einem Bild von Maja Nagel und einem Gedicht von Lenka ...

 

Maria Grollmuß (1896-1944): "Über die weibliche Form in der Politik"

Philosophieabend zu verleugneten und diskreditierten Traditionen kritischen Denkens

Szenischer Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg), Hanka Mark (Schauspielerin, NEUE BÜHNE Senftenberg) und Catharina Struwe (Schauspielerin, NEUE BÜHNE Senftenberg)

Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg

 

Der Philosophieabend widmet sich im Rahmen der 24. Brandenburgischen Frauenwoche „Gemeinsam - Lebendig – Widerständig“ einer herausragenden, jedoch kaum noch bekannten Persönlichkeit.

Maria Grollmuß, sorbisch Marja Grólmusec (1896 –1944), war eine sorbische, christliche, sozialistische, antifaschistische Widerstandskämpferin. Geboren in Leipzig, kehrte sie allerdings immer wieder in die Heimat ihres 1924 gestorbenen Vaters nach Radibor zurück, von wo aus sie ab Anfang 1933 aktiv am illegalen Kampf gegen die Nazis teilnahm. Ihr Bestreben war es, alle demokratischen Kräfte in diesem Kampf zu vereinen. Ihre parteipolitischen Aktivitäten in unterschiedlichen Parteien und ihr Engagement in der katholischen Frauenbewegung sowie im „Sozialistischen Studentenbund“ waren diesem Streben untergeordnet. Aus der Kommunistischen Partei wurde sie ausgeschlossen, worunter sie sehr gelitten hat. Sie war Lehrerin und promovierte Philosophin, arbeitete als Journalistin und veröffentlichte mehrere Schriften zur „Frauenfrage“. 1934 wurde sie in Radibor von der Gestapo verhaftet und 1935 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Januar 1941 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager nach Ravensbrück gebracht. Dort starb sie vor 70 Jahren am 6. August 1944.

Gerd-Rüdiger Hoffmann wird eine Einführung in das Leben und Denken von Maria Grollmuß geben, die Auszüge aus Texten von Maria Grollmuß und über diese beeindruckende Frau werden die Schauspielerinnen Hanka Mark und Catharina Struwe von der NEUEN BÜHNE Senftenberg vortragen.

 

Sonderveranstaltung zum FilmFestival Cottbus zur Situation ethnischer Minderheiten

Im Rahmen der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung mitfinanzierten Sonderveranstaltung zum FilmFestival Cottbus - Festival des osteuropäischen Films werden am Donnerstag im Filmtheater Weltspiegel in Cottbus die beiden Dokumentarfilme ANGRY MAN und DER SCHUHPUTZER der serbischen Filmemacherin Lidija Mirkovic ihre Deutschlandpremiere erleben.

ANGRY MAN ist eine Paraphrase auf die „Angry Black Man“. Nachdem die Belgrader Stadtverwaltung eine Roma-Siedlung am Stadtrand abreißen ließ und deren Bewohner in den 300 Meter entfernten Wald getrieben hat, kommt bei den Roma zunächst Frust, anschließend Wut auf. Wie viel ist der Mensch eigentlich wert? Lidija Mirkovic, die selbst ein Jahr lang die Roma-Siedlung bewohnt hat, kommentiert im Film nicht, sondern lässt Bilder und Gesichter sprechen.

Im Dokumentarfilm DER SCHUHPUTZER wird Djemal Sacirovic mit der Kamera begleitet. Der Nachfah-re von Einwanderern aus Prishtina lebt seit Jahren in der Belgrader Innenstadt und betreibt dort einen kleinen Schuhputzsalon. Der Roma mit moslemischem Glauben fühlt sich als „echter Belgrader“ und so den „zugewanderten“ Kriegsflüchtlingen, aber auch den Skinheads, die ihn wegen seines muslimischen Glaubens verprügeln wollen, deutlich überlegen. Vor der Kamera erzählt er von Geschäften, Schicksalsschlägen und der Großstadt – mit großem Selbstbewusstsein.

Vor, zwischen und nach den Filmen wird ausgiebig über das Thema „Sinti und Roma“ sowie Minderheiten diskutiert. Moderator Christian Matthée (Rundfunk Berlin-Brandenburg/ TV und Radio) begrüßt neben Regisseurin Lidija Mirkovic zur Diskussion auch Jacques Delfeld (Stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma Deutschland) sowie David Statnik (Vorsitzender des sorbisch/wendischen Dachverbandes DOMOWINA).

Zur Einladung...

Weitere Informationen unter www.filmfestivalcottbus.de und Kartenreservierungen (3 Euro) unter www.tixxo.com oder vor Ort in Cottbus / Chóśebuz.

 

Provinz versus Provinzialität 3: Grenzen. Grenzüberschreitung. (Inter)Kulturelle Bildung

3. Kulturkonferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, in Kooperation mit der Fraktion Vereinte Europäische Linke / Nordische Grüne Linke im Europäischen Parlament mit Vorträgen, Interviews, Podiumsdiskussionen und der Musicalaufführung "The Rocky Horror Show"

Am 4. Mai 2013 findet in den Uckermärkischen Bühnen Schwedt die bereits 3. Kulturkonferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt. Diesmal ist es ein Gemeinschaftsprojekt mit der Fraktion Vereinte Europäische Linke / Nordische Grüne Linke im Europäischen Parlament – was vor allem auch der diesjährigen thematischen Ausrichtung geschuldet ist. Es soll wiederum um das Thema „Provinz versus Provinzialität“ gehen. Denn die Organisatorinnen gehen keineswegs davon aus, dass Provinzielles lediglich in der Provinz verbreitet ist; andersherum aber auch spannende Kunst und reichhaltiges kulturelles Leben nicht nur in den Metropolen stattfinden.

Im Speziellen wollen sich Kulturexpert/innen, Politiker/innen und Praktiker/innen aus Polen und Deutschland, vor allem aus dem Land Brandenburg, mit interkultureller Bildung beschäftigen. Es ist davon auszugehen, dass sich in Schwedt vor allem Macher/innen versammeln werden, um sich über neue Ansätze in Kulturwissenschaft, Kulturpolitik und praktischer Kulturarbeit auszutauschen. Ein Klagen auf hohem Niveau, wie gelegentlich in der Branche üblich und nicht unberechtigt, wird es nach den Erfahrungen der ersten beiden Konferenzen im Theater am Rand 2011 in Zollbrücke und im Deutsch-Sorbischen Volkstheater 2012 in Bautzen wohl nicht geben.

Warum am Abend dann „The Rocky Horror Show“ in einer Schwedter Inszenierung zu sehen sein wird und die Veranstalterinnen das passend finden, werden die Gäste selber herausfinden müssen.

Mit Beiträgen von Reinhard Simon, Gabi Zimmer, Frauke Havekost, Christel Hartmann-Fritsch, Gerd-Rüdiger Hoffmann, Lothar Bisky, Przemysław Konopka, Helmut Scholz, Daniela Trochowski, Ulrike Erdmann, Dieter Wiedemann, Warcisław Kunc, Cezary Morawski, Ulrike Kremeier, Ireen Kautz, Bernd Buder, Volker Rehberg, Oliver Spatz, Holger Politt, Angela Šurmanowa, Bettina Fortunato, Marlen Meißner u.a.

Moderation: Alfred Eichhorn, Torsten Koplin und Konstanze Kriese

Aus organisatorischen Gründen wird um Anmeldung gebeten. Ein Beitrag für die Teilnahme an der Konferenz wird nicht erhoben. Die Karten für die Musicalaufführung kosten 15 Euro. Ab Berlin und Südbrandenburg/Cottbus wird ein Bustransfer angeboten. Dieser kostet 10 Euro für die Hin- und Rückfahrt.

Anmeldung aus Berlin: Michaela Klingberg, RLS Kulturforum, Telefon: 030 – 44310160, E-Mail: klingberg@rosalux.de

Anmeldung aus Brandenburg und von anderswo: Cathleen Bürgelt, Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg, Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg, Telefon: 03573 – 65 89 586 (auch AB) und E-Mail: rls-lausitz@gmx.de

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Informationen zu den bisherigen zwei Kulturkonferenz PROVINZ VERSUS PROVINZIALITÄT ...

 

'Pisa-Schock' und Musische Bildung (2012)

Konferenz des Kulturforums der RLS, des Regionalbüros Lausitz der RLS Brandenburg und der RLS Sachsen

Musische Bildung ist Ressort und übergreifende Aufgabe. Ob musische Bildung dazu beitragen kann, die auf Verwertbarkeit ausgerichteten PISA-Kriterien zu erfüllen, darf bezweifelt werden. Sollte das denn überhaupt das Ziel musischer Bildung wie kultureller Bildung insgesamt sein? Welche Aufgaben musische Bildung im Konkreten hat, soll Gegenstand der Konferenz sein.

Wenn in der „Provinz“ musische Bildung als lustvolle Anstrengung begriffen wird, „Provinzialität“ zu überwinden, dann sind die Probleme und Erfolge vielleicht viel direkter zu erfassen als in den „Metropolen“. Auch darum soll es in Bautzen gehen, wenn an zwei Tagen im Mai die zweite Kulturkonferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung PROVINZ VERSUS PROVINZIALITÄT stattfindet.

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Kulturelle Substanz im ländlichen Raum (2011)

Konferenz des Kulturforums der RLS und des Regionalbüros Lausitz der RLS Brandenburg

Was passiert eigentlich, wenn im ländlichen Raum das Feuerwehrdepot zum kulturellen Zentrum des Ortes wird? Kulturhaus, Schule, Gasthof und Dorfladen sind längst geschlossen, die Fahrbibliothek kommt nicht mehr, Parteien gibt es nicht und in der Kirche ist auch nicht viel los. "Knappe Kassen" und "demografischer Faktor" reichen für Entscheidungsträger oft aus, um Kulturarbeit auf dem Lande abzubauen. Aber auch in den Städten der Provinzwerden gelegentlich mit absurden Dichotomien Straßenbau gegen Freizeitzentrum, Kindergarten gegen Literaturmuseum oder Sportverein gegen Theater in Anschlag gebracht.

Und dennoch gibt es eben nicht bloß Tristesse und Abbau der kulturellen Substanz, sondern auch so etwas wie eine Gegenbewegung: In der Provinz wehrt man sich zunehmend gegen Provinzialität und Verrohung. Ideen ersetzen fehlendes Geld. Diese Prozesse zu beleuchten und darüber hinaus den Versuch zu unternehmen, den programmatischen Ansatz dabei herauszuprozessieren, war Anliegen dieser Konferenz in der tiefsten Provinz ganz weit im Osten, die das Regionalbüro Lausitz in Kooperation mit dem Kulturforum der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Mai 2011 durchgeführt hat. 

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