Philosophieabende

Die Philosophischen Gespräche können auf eine zwanzigjährige Tradition zurückblicken. In all den Jahren haben sie mehrfach ihren Ort gewechselt: so gab es Vorträge in der Volkshochschule, im Friedrich-Engels-Gymnasium, bei der Volkssolidarität, im Bürgerhaus Wendische Kirche, im Theater NEUE BÜHNE und seit kurzem in den neuen Räumlichkeiten des Regionalbüros Lausitz in der Senftenberger Bärengasse 3.

Der Philosophiekurs geht konzeptionell auf eine Idee von Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann zurück und ist in außerordentlichem Maße mit seinem Engagement verbunden. Dank seiner Einbindung in ein internationales Philosophieprogramm um die Befreiungsphilosoph/innen und Befreiungstheolog/innen Raúl Fornet-Betancourt (Kuba, Aachen), Dina V. Picotti (Argentinien), Franz-Josef Hinkelammert (Costa Rica), Vincent Furtado (Indien) und Hyondok Choe (Korea) konnten bereits mehrfach renommierte Referent/innen für einen Vortrag in der vermeintlichen Provinz gewonnen werden. Die Wissenschaftler/innen fühlen sich einer Erneuerung der Philosophie, einer neuen philosophischen Anthropologie und deren Bezug zum gegenwärtigen Alltag verpflichtet.

Die Senftenberger Reihe ist Bestandteil dieses internationalen Projekts, das eine Brücke darstellen will zwischen Spezialisten und interessierten Laien. Diesem Projekt war auch der Philosophiekurs in den vergangenen Jahren unter dem verbindenden Obertitel "Menschenbilder: Das Bild des Menschen in Philosophie, Kunst und Theologie" verpflichtet.

GERD-RÜDIGER HOFFMANN (geboren 1952) studierte Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig; Lehre und Forschung zur Philosophiegeschichte, besonders zur Geschichte der afrikanischen Philosophie. Zahlreiche Publikationen zu Philosophie und Kulturpolitik. Seit 2004 Landtagsabgeordneter.

 

Von Oktober 2010 bis Mai 2011 widmeten sich insgesamt acht Philosophieabende dem Philosophen Ernst Bloch. Mehr dazu ... 

 

Von September 2011 bis voraussichtlich September 2014 stehen Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens im Mittelpunkt der Veranstaltungen.

 

 

Die Veranstaltungen im Einzelnen

Karl Marx (1818-1883) und das Holzdiebstahlsgesetz. Oder: Wie aus dem Juristen und Landtagskorrespondenten der Philosoph Marx wurde

Philosophieabend

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Jörg Arnold (Jurist; Freiburg i.Br.) und Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg)

19.00 Uhr; Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg

 

In einem Frühwerk seiner sozialistisch-kommunistischen Entwicklung, aber noch als „Junghegelianer“, hat sich Karl Marx in den „Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz“ mit der Herausbildung eines menschengerechten Strafrechts befasst. In seinem Vortrag im Rahmen der Philosophieabende wird der Jurist Prof. Dr. Jörg Arnold diese Arbeit reflektieren und zugleich einen Bogen zur Gegenwart und Zukunft eines menschengerechten Strafrechts spannen. Er wird zugleich der Frage nachgehen, ob und inwieweit Marx in seinem weiteren Schaffen dem Recht – wie er dies als junger Redakteur der „Rheinischen Zeitung“ in den „Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz“ aus dem Jahre 1842 getan hatte – weitere Bedeutung beimaß. Schließlich wird an diesem Abend auch die rechtshistorische Frage nach jener Rolle gestellt, die die „Debatten über das Holzdiebstahlsgesetz“ von Marx in der DDR einnahmen.

Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann wird aus der Sicht eines Philosophen andere Aspekte dieser Marxschen Frühschrift hervorheben. Er sieht darin unter anderem eine der Grundlegungen für die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts entstandenen Philosophie der Befreiung wie auch der Theologie der Befreiung, die erkenntnis-theoretisch einen Perspektivenwechsel begründet, um damit politisch und theoretisch die Option für die Armen begründen zu können.

Literatur: Jörg Arnold: Karl Marx und das Holzdiebstahlsgesetz. In: Jörg Arnold / Björn Burkhardt / Walter Gropp u.a. (Hrsg.): Menschengerechtes Strafrecht. Festschrift für Albin Eser zum 70. Geburtstag, München 2005, S. 25-48.

 

Kímpa Víta (etwa 1680-1706): Die Idee von Ordnung und Freiheit als Programm und Bewegung

Philosophieabend in der Reihe "Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens"

Vortrag und Gespräch mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg)

19.00 Uhr; Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg

 

„Freiheit und Ordnung“ – so heißt ein Kapitel in Ernst Blochs (1885 – 1977) berühmtem Werk „Das Prinzip Hoffnung“. Dem Philosophen geht es hier darum, einen Abriss der Sozialutopien darzustellen, um dann zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass es mit der sentimentalen und abstrakten Vorstellung von Weltverbesserung zu Ende sei. An ihre Stelle sei „geschulte Arbeit in und mit wirklichen Tendenzen getreten.“ Das vorhandene Elend werde nicht bejammert und dabei belassen, sondern, einmal als solches erkannt, erscheine es als revolutionäre Macht, sich ursächlich aufzuheben. Es mag überraschen, diese typisch Blochsche Idee des Spannungsverhältnisses zwischen Utopie und wirklicher Veränderung am Beispiel einer afrikanischen Freiheitskämpferin erläutern zu wollen. Doch genau darum soll es gehen. Der Philosoph und Afrikawissenschaftler Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann versucht an diesem Philosophieabend, eine Verbindung zwischen der Philosophie Blochs und den Ideen und dem Wirken der Führerin der kongolesischen Bewegung der Antoniter Kímpa Víta herzustellen. Kímpa Víta wurde um 1680 im damaligen Kongoreich geboren, verstand sich als weibliche Reinkarnation des Heiligen Antonius, führte den Befreiungskampf gegen die Portugiesen, anfangs sehr erfolgreich, mit zeitweise über 10.000 Bewaffneten an und wurde 1706 als Ketzerin verbrannt.

 

"Glück" in der Philosophie: von Epikur bis Sartre. Oder: Kann selbst Hegel glücklich machen?

Philosophieabend im Rahmen der Aktion "Senftenberg liest ... 2014"

Vortrag und Gespräch mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg)

19.00 Uhr; Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg

 

Im Jahre 1984 erschien im Berliner Buchverlag Der Morgen ein Buch mit dem Titel "Nächte mit Hegel". Der noch seltsamer anmutende Untertitel lautete "Eine poetische Vergegenwärtigung des Abstrakten".

Die Philosophin Rita Kuczynski hat in diesem Buch den Weg des jungen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) vom Stuttgarter Gymnasium über das Tübinger Stift bis zu seinem Entschluss, eine Anstellung als Philosoph in Jena anzunehmen, beschrieben. Über seine eigenen Konflikte auf der Suche nach einem völlig neuen Denkmodell für die Zeit nach der Französischen Revolution in Deutschland schwieg der Philosoph. Zweifel, Hoffnungen, Enttäuschungen begleiteten seinen Weg. Tatendrang und "Vernünftigkeit" passten nicht immer zusammen. Letzterem gab Hegel bereits als junger Mann den Vorzug.

Ob Hegel dabei glücklich war? Und ob seine Philosophie etwas zum Glück der Menschheit beitragen konnte? Ob Rita Kuczynski glücklich war beim Schreiben dieses Buches? Jedenfalls ist ein noch immer lesenswertes Buch entstanden – in den Nächten mit Hegel.

Epikur und gar Diogenes, die ebenfalls an diesem Abend mit kurzen Texten vorgestellt werden, erscheinen als regelrechtes Kontrastprogramm zu Hegel. War die Abkehr vom Individualismus des in einer Tonne lebenden glücklichen Diogenes durch die Stoiker, die "Sachzwänge" viel stärker akzeptierten und so ein Leben in der Gesellschaft begründen wollten, wirklich eine Absage an das individuelle Glücklichsein? Was haben Aspasia oder Karl Marx und Jean-Paul Sartre zum Thema Glück zu sagen? Wenn an diesem Abend sehr unterschiedliche Texte zu einem speziellen Feld der Philosophie gelesen werden, dann könnte das zum Vergnügen werden – jedenfalls dann, wenn nach Brecht das Denken als höchstes Vergnügen der Menschen aufgefasst wird.

 

Maria Grollmuß (1896-1944): "Über die weibliche Form in der Politik"

Szenischer Vortrag und Gespräch mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg), Hanka Mark (Schauspielerin, NEUE BÜHNE Senftenberg) und Catharina Struwe (Schauspielerin, NEUE BÜHNE Senftenberg)

 

Der Philosophieabend widmet sich im Rahmen der 24. Brandenburgischen Frauenwoche „Gemeinsam - Lebendig – Widerständig“ einer herausragenden, jedoch kaum noch bekannten Persönlichkeit.

Maria Grollmuß, sorbisch Marja Grólmusec (1896 –1944), war eine sorbische, christliche, sozialistische, antifaschistische Widerstandskämpferin. Geboren in Leipzig, kehrte sie allerdings immer wieder in die Heimat ihres 1924 gestorbenen Vaters nach Radibor zurück, von wo aus sie ab Anfang 1933 aktiv am illegalen Kampf gegen die Nazis teilnahm. Ihr Bestreben war es, alle demokratischen Kräfte in diesem Kampf zu vereinen. Ihre parteipolitischen Aktivitäten in unterschiedlichen Parteien und ihr Engagement in der katholischen Frauenbewegung sowie im „Sozialistischen Studentenbund“ waren diesem Streben untergeordnet. Aus der Kommunistischen Partei wurde sie ausgeschlossen, worunter sie sehr gelitten hat. Sie war Lehrerin und promovierte Philosophin, arbeitete als Journalistin und veröffentlichte mehrere Schriften zur „Frauenfrage“. 1934 wurde sie in Radibor von der Gestapo verhaftet und 1935 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Januar 1941 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager nach Ravensbrück gebracht. Dort starb sie vor 70 Jahren am 6. August 1944.

Gerd-Rüdiger Hoffmann wird eine Einführung in das Leben und Denken von Maria Grollmuß geben, die Auszüge aus Texten von Maria Grollmuß und über diese beeindruckende Frau werden die Schauspielerinnen Hanka Mark und Catharina Struwe von der NEUEN BÜHNE Senftenberg vortragen.

Bericht von Renate Hensel

"Es war ein außergewöhnlicher Erinnerungsabend. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung in Senftenberg würdigte im Rahmen der Philosophieabende anlässlich der 24. Brandenburgischen Frauenwoche eine Frau, die zu ihrer Zeit den Mut hatte, sich vorbehaltlos in die Politik einzumischen und ihr freiheitliches Denken uneigennützig lebte. Maria Grollmuß (1896-1944), Sorbin, katholische Christin, Sozialistin, Lehrerin, studierte Soziologin, promovierte Philosophin, Frauenrechtlerin und Widerstandskämpferin  gehört zu den mutigen Frauen, die in kein Schema passt.

Als gläubige Katholikin war sie auf der Suche nach Gerechtigkeit, sozialdemokratischen und sozialistischen Kreisen nicht nur ideell,sondern auch in ihrem Wirken eng verbunden. Die Welt der Nazis lehnte sie ab, arbeitete illegal bei der Verbreitung von Flugschriften und der Rettung Verfolgter. Auf Grund ihres Kontaktes zu Widerstandsgruppen wurde sie 1934 verhaftet, des Hochverrats angeklagt und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Inhaftierung in Dresden und Waldheim folgte das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, für die sensible Intellektuelle die größte Demütigung. Ihr christlicher Glauben und ihre Überzeugung, dass nur eine sozialistisch geprägte Gesellschaft Menschlichkeit ermöglicht, versetzte sie in die Lage, mit der Kraft des Wortes den Inhaftierten Stärke zum Überleben zu geben. Als Spitzel in sorbischen Widerstandgruppen zu arbeiten und sich damit freizukaufen, kam für sie nicht in Frage.

Maria Grollmuß passt in kein Schema, früher nicht, heute nicht. Deshalb ist es nicht so selbstverständlich, dass früher wie heute Straßen und Schulen nach ihr benannt sind. „Aber was ist nun keine Selbstverständlichkeit? Dass Straßen und Schulen in der DDR nach einer Katholikin benannt wurden? Oder dass noch immer Straßen und Schulen nach einer Sozialistin benannt sind?“, fragt Gerd-Rüdiger Hofmann in der von ihm erarbeiteten Lesung, mit vorgetragen von den Schauspielern der NEUEN BÜHNE Senftenberg, Catharina Struwe und Hanka Mark, selbst Sorbin. Wenn sie die Gedanken von Maria Grollmuß in sorbischer Sprache vorträgt, spüren die Zuhörer zugleich die Empfindlichkeit einer Frau, die versuchte, ihren weiblichen Beitrag zu Vereinigung demokratischer Kräfte zu geben.

In ihrer Schrift 'Die Frau und die junge Demokratie' aus dem Jahre 1925 stellte sie schon damals fest: 'Es ist nicht wahr, dass die unruhigen und betriebsamen und handfesten Frauen die Frauen der Politik sind - nicht Frauen, die an der Grenze des Männlichen stehen, sind es.' 

Es ist das Kontrastprogramm zum zeitgenössischen Powerfrauen-Mythos, eine auch heute gültige und oft unterschätze Anerkennung all derer, die im Kleinen kritisch und selbstlos in Kommunen und im Land politisch wirken.

An diesem Abend wurde ihr Lebenswerk dem Vergessen entrissen, ihrem facettenreichen Tun ein Denkmal gesetzt, das es früher nicht gab und auch heute nicht im Fernsehen vorkommt.

Die Lesung, welche mit historischen Dokumenten das Thema des Abends “Über die weibliche Form der Politik“ bildhaft hinterlegte, eröffnete den Zuhörern zugleich ein Stück Zeitgeschichte.

Für die zahlreich anwesenden sorbischer Bürger aus der Region gab der Philosophieabend die lang vermisste, besondere Würdigung dieser außergewöhnlichen Frau.

Unter den Gästen waren zum Beispiel Milena Vettraino (Intendantin des Sorbischen Nationalensembles Bautzen), Angela Schurmanowa (Mitglied des Rates für Sorbische/Wendische Angelegenheiten beim Landtag Brandenburg, Cottbus), Sabine Sieg (Stellvertretende Direktorin der Stiftung für das Sorbische Volk, Cottbus) und Günter Paulisch (Vorsitzender der Domowina-Gruppe Senftenberg/Zły Komorow)." 

                     

Martin Heidegger (1889-1976): Philosophie und Technik - Denken und Machen

Vortrag und Gespräch mit Prof. Dr. Walther Ch. Zimmerli (Philosoph, Stiftungsprofessor an der Graduate School der Humboldt-Universität zu Berlin, ehemaliger Präsident der BTU Cottbus) und Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg)

 

Martin Heidegger (1889–1976) gehört zu den einflussreichsten bürgerlichen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ihn in die Reihe „Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens“ aufzunehmen, passt auf den ers-ten Blick nicht so recht. „Sich darauf zu berufen, dass schließlich bis 1990 Heidegger im Osten Deutschlands weitgehend unbekannt und in Fachkreisen lediglich Gegenstand der philosophischen und vor allem mit Hinweis auf seine NSDAP-Mitgliedschaft der politischen Kritik gewesen sei, und deshalb jetzt ein Nachholbedarf bestün-de, sich mit ihm zu beschäftigen, ist nicht falsch, als Grund, ihn in diese Reihe aufzunehmen, jedoch etwas zu bil-lig“, meint der Gastgeber der Philosophieabende Gerd-Rüdiger Hoffmann. Der Marxist Herbert Marcuse, Schüler Heideggers, beschreibt das Problem bereits 1940 sehr präzise, indem er die Widersprüchlichkeit des Denkens von Heidegger hervorhebt: „Martin Heideggers Philosophie stellt den energischen Versuch dar, die Würde der Philosophie als letztgültige Richtschnur in Sachen menschlicher Existenz wiederherzustellen. Dieser Versuch en-det mit der Auslieferung der Philosophie an den Nationalsozialismus.“ Und weiter heißt es: „Heidegger berief sich auf Kräfte, die von der offiziellen nationalsozialistischen Philosophie mittlerweile verdammt werden, in denen einst jedoch das Aufbegehren einer unterdrückten Menschheit seinen Ausdruck fand: Pessimismus,  Atheismus, Angst und Verzweiflung des Individuums in einer von Knechtschaft und Anarchie geprägten Welt.“

Der Philosoph Walther Ch. Zimmerli, bis zum Sommer Präsident der BTU Cottbus, jetzt Stiftungsprofessor an der Graduate School der Humboldt-Universität zu Berlin, wird am Beispiel des Themas „Philosophie und Technik – Denken und Machen“ eine allgemeinverständliche Einführung in die Philosophie Heideggers geben. Ein Beitrag zum „Entbergen“ einiger Kernthesen Heideggers dürfte dieser Abend mit Sicherheit werden.

 

Herbert Marcuse (1898 - 1979): Philosophie und "Feindanalyse"

Vortrag und Gespräch

mit Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg) 

 

Beim Philosophieabend im Januar geht es um einen der radikalsten Denker des 20. Jahrhunderts, um den deutschen Philosophen jüdischer Herkunft Herbert Marcuse (1898-1979). Der Schüler von Martin Heidegger und Lehrer von Angela Davis musste vor den Nazis fliehen und blieb auch nach 1945 in den USA, wo er als Professor für Soziologie, Politologie und Philosophie wirkte, aber auch als Regierungsberater tätig war.

Schwerpunkt des Einleitungsvortrages von Gerd-Rüdiger Hoffmann wird sein, ob vernünftiges Denken nach dem Ende der Nazidiktatur überhaupt noch möglich sein kann, ob eine "reeducation" der Deutschen, ein Besinnen auf humanistische Werte deutscher Kultur und Philosophie, überhaupt noch eine Chance hat. Dazu hat Marcuse Studien verfasst, die sich mit Missverständnissen über den "deutschen Charakter" beschäftigen, dennoch eine auf die Frage eine Antwort versuchen, warum eine solche fast perfekte Manipulation eines ganzen Volkes gelingen konnte. Die Fragen nach dem "Wie weiter?" und "Was kommt jetzt?" stellt Marcuse ebenfalls. Bei einem Systemvergleich zwischen dem "korporativen Kapitalismus" und dem Sozialismus sowjetischer Prägung kommt er zu dem Ergebnis, dass sich Freiheit und Vernunft auf dem Rückzug befänden und das Bedürfnis nach grundlegender Veränderung bei keiner gesellschaftlichen Klasse zu erkennen wäre. Später sieht Marcuse Hoffnung bei "Randgruppen" - in der Studentenbewegung der 1960er Jahre, in der Frauenbewegung und in den Befreiungsbewegungen der "dritten Welt". Allerdings wird Marcuse gerade in diesem Zusammenhang oft falsch interpretiert. Auch das soll Gegenstand der Diskussion sein. 

 

Baruch Spinoza (1632 - 1677): "Daß Gott existiert ..."

Vortrag und Gespräch

mit Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg) 

 

Warum eigentlich gehört Baruch Spinoza (1632 – 1677), Linsenschleifer und Philosoph, zu den bedeutendsten Denkern der Menschheitsgeschichte? Und was weiß man wirklich von ihm? Warum ist er bei Denkern, die anhand von Gottesbeweisen Theologie und Kirche gegen Agnostiker, Materialisten, Marxisten oder Atheisten verteidigen wollen, so unbeliebt, obwohl er doch die Schrift „Kurze Abhandlung von Gott, dem Menschen und dessen Glück“ 1660 verfasste. Das erste Kapitel heißt immerhin „Daß Gott existiert“, und in seinem Hauptwerk „Ethik. In geometrischer Ordnung dargestellt“ geht es ebenfalls immer wieder um den Gottesbegriff.

Allerdings, hier werden kritische Leserinnen und Leser neugierig, scheint es ein Widerspruch zu sein, Geometrie, Gott und Ethik in einer systematischen Philosophie als Einheit darstellen zu wollen. Und was bedeutet es, wenn davon die Rede ist, dass sich „Die kurze Abhandlung ...“ und die „Ethik“ zueinander verhalten wie Goethes „Urfaust“ zum „Faust I und II“?

Gerd-Rüdiger Hoffmann bekennt, dass er durch seinen Lehrer an der Karl-Marx-Universität Helmut Seidel (1929 – 2007) zu einem Verehrer der Philosophie Spinozas wurde.

 

Ernst Bloch (1885 - 1977): "Naturrecht und menschliche Würde"

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Volkmar Schöneburg (Jurist, Justizminister des Landes Brandenburg; Potsdam) und Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Potsdam/Senftenberg)

 

"Was rechtens sei? – darum kommt man nicht herum. Diese Frage läßt immer aufhorchen, sie drängt und richtet. Ein als naturrechtlich bezeichnetes Denken hat sich ihr gewidmet, grundsätzlich, nicht von Fall zu Fall. Und gleich wie man dazu stand, ablehnend oder unentschlossen: das in ihm gemeinte, so abstrakt es vielfach war, konnte nicht gleichgültig gemacht werden. Wo alles veräußerlicht wurde, stechen unveräußerliche Rechte sonderlich heraus. Und weil sie keinen bestehenden Platz für sich hatten, stärkte das den jasagenden Untertan wenig."

So beginnt Ernst Bloch sein erstmals 1961 veröffentlichtes Werk „Naturrecht und menschliche Würde“, das der Jurist Dr. Volkmar Schöneburg im Philosophieabend am 15. November 2013 im Lausitz-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e.V. in Senftenberg vorstellen wird. Er darf als Anhänger des Sozialisten und Philosophen Bloch gelten, der am 14. November 1956 in einem Vortrag an der Humboldt-Universität den praktizierten Marxismus im realen Sozialismus als versteinert charakterisierte und als ein „Stillleben aus vier bis fünf Lesefrüchten“ bezeichnete. Man täuscht sich wohl nicht in der Annahme, dass Dr. Volkmar Schöneburg sich auch in seiner Arbeit als Justizminister des Landes Brandenburg von Bloch leiten lässt und „das Zielbild im Naturrecht“ als „Orthopädie des aufrechten Gangs“ versteht, eben nicht bloß von Fall zu Fall und nur pragmatisch unter taktischen politischen Gesichtspunkten entscheidet.

Einführung und Moderation: Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, MdL (Philosoph; Senftenberg/Potsdam)

 

Ernst Bloch (1885 - 1977): "Arbeit" und "Zeit" - wenn Utopie konkret wird

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Beat Dietschy (Philosoph, Theologe; Bern) und Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg)


Wieder einmal steht einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts  auf dem Programm: Ernst Bloch (1885 – 1977). Der marxistische Philosoph, den die DDR nicht mehr wollte und der nach seiner Übersiedlung in die BRD auch dort unbequem blieb, ist noch immer Herausforderung für kritisch denkende Menschen. Nur wer Bloch nicht kennt, kann sein „Prinzip Hoffnung“ als zu abstrakt empfinden. Und wenn über die Begriffe „Arbeit“ und „Zeit“ bei Bloch nachgedacht wird, dann könnte Utopie sehr konkret werden. Die Nähe zu aktuellen, durchaus politischen, Debatten liegt auf der Hand.

Nach einem ganzen Bloch-Zyklus und mehreren Vorträgen von Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann zur Philosophie Ernst Blochs sowie zu den politischen und philosophischen Ansichten von Karola Bloch (1905 – 1994) ist jetzt der letzte persönliche Mitarbeiter, Herausgeber und Bearbeiter der Bloch-Schriften „Tendenz – Latenz – Utopie“ sowie des 1. Bandes der Leipziger Vorlesungen zu Gast in der Senftenberger Philosophierunde.

Dr. Beat Dietschy (Bern, Schweiz) ist Philosoph und Theologe. Er ist Mitglied der Ernst-Bloch-Assoziation und der Ernst-Bloch-Gesellschaft und hat mehrere größere Arbeiten zu Bloch publiziert. Weiterhin hat er sich aus der Perspektive Blochs und aktueller Gegebenheiten mit dem Thema „Arbeitspolitik. Eine Debatte zur Zukunft der Arbeit“ intensiv beschäftigt. Er ist Mitautor des 2012 erschienenen Standardwerkes über Ernst Bloch „Bloch-Wörterbuch. Leitbegriffe der Philosophie Ernst Blochs“ (De Gruyter, 149,95 Euro).

 

Ruth Fischer (1895 - 1961): Ein Leben mit und gegen Kommunisten

Vortrag und Gespräch

mit Prof. Dr. Mario  Keßler (Historiker; Berlin/Potsdam) und Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph; Senftenberg) 


Am 19. April 2013 ist der Historiker Prof. Dr. Mario Keßler vom Zentrum für Zeithistorische Forschung an der Universtät Potsdam zu Gast im Philosophiekurs und wird unter dem Titel "Ein Leben mit und gegen Kommunisten" Leben und Denken der Politikerin und Publizistin Ruth Fischer (1895-1961) vorstellen.

Mario Keßler hat nach umfangreichen Recherchen auch bisher unerschlossener Archivalien (darunter auch Akten des FBI) eine beachtenswerte Biographie über das bewegte Leben der Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands 1924/25 geschrieben, die im US-Exil zeitweilig zur leidenschaftlichen Antikommunistin wurde und in ihren letzten Lebensjahren der Idee des demokratischen Sozialismus nahestand.

Die ältere Schwester von Gerhart und Hanns Eisler war nach Rosa Luxemburg die zweite führende Frau in der deutschen kommunistischen Bewegung. Allerdings war Ruth Fischer jenen zuzurechnen, die „Luxemburgismus“ ablehnend als ideologischen Kampfbegriff gebrauchten. Keßler schreibt: „In ihrer Person bündeln sich Aufstieg und Elend der KPD. Dann wurde sie von Hitler und Stalin gejagt. Ihre letzten Jahre standen im Zeichen des Kampfes gegen den Kolonialismus. Mit den kommunistischen Dissidenten, die sie zuerst bekämpfte, gehört sie zu den Verlierern des 20. Jahrhunderts.“

Mario Keßler: Ruth Fischer (1895 - 1961). Ein Leben mit und gegen Kommunisten. Böhlau Verlag, Köln 2013. 759 S., geb., 59,90 €.


Die Hexenverfolgung: Geburtshelferin des Individuums?

Vortrag und Gespräch

mit Prof. Dr. Godula Kosack (Ethnologin, Soziologin; Leipzig/Marburg) 

in Kooperation mit der Stadt Senftenberg im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche


Prof. Dr. Godula Kosack hat in Frankfurt am Main und an der Sussex University of England Ethnologie und Soziologie studiert und lehrte an der Fachhochschule Frankfurt am Main sowie an der Philips-Universität Marburg. Seit 1981 betreibt sie Feldforschungen bei den Mafa in Nordkamerun und lebt zeitweise in ihrem Haus in einem Mafa-Dorf. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen. Im Herbst 2012 erschien von ihr das Buch „Magie: Die KRAFT zum Schaden oder zum GUTEN“.

Durch ihre Forschungen bei den Mafa stellt Godula Kosack fest, dass einzelne Menschen anderen Menschen kraft ihres Geistes schaden oder auch nützen können. Im Vergleich kommt sie zu einer neuen Einschätzung der europäischen Hexenverfolgung: sie ist ihr zufolge keine Verirrung des finsteren Mittelalters, sondern vielmehr die Geburtshelferin des modernen Weltbilds.

Im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche 2013 findet die Veranstaltung im März in Kooperation mit der Stadt Senftenberg im Großen Ratssaal des Senftenberger Rathauses statt. Die Veranstaltung ist öffentlich und erfordert keine (philosophischen) Vorkenntnisse.


Karola Bloch (1905-1994): Hoffnung und unbestechliches Schwarzsehen bei Ernst Bloch


                  

Abraham Geiger: Vom Wissen zum Glauben

Vortrag und Gespräch

mit Rabbiner Prof. Walter Homolka 

(Rektor des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam) 

Seit einigen Monaten beschäftigen sich die Philosophieabende mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, MdL (Philosoph) mit „Diskreditierten und verleugneten Traditionen kritischen Denkens“ und stellen Personen mit ihrem Leben und Werk vor, die trotz herausragender schriftstellerischer, politischer oder philosophischer Leistungen (heute) kaum bekannt sind.

 

Für die erste Veranstaltung im neuen Jahr hatte Hoffmann einen sehr prominenten Gast für einen Vortrag mit anschließender Diskussion gewinnen können. Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka war nach Senftenberg gekommen, um 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Abraham Geiger (1810-1874) vorzustellen – einen der wichtigsten Vertreter des Reformjudentums und Mitbegründer der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin.

Rabbiner Homolka steht dem Abraham-Geiger-Kolleg an der Universität Potsdam seit seiner Gründung 1999 als Rektor vor. Dabei handelt es sich um die erste Ausbildungsstätte für Rabbiner auf dem europäischen Festland nach der Schoah. Die Geschichte um die Namensfindung für das Kolleg bildete denn auch den Einstieg in den sehr interessanten Abend, bei dem sehr aktuelle Bezüge zu Tage traten.

Abraham Geiger wuchs in einem sehr orthodoxen Elternhaus aus – und versuchte früh, sich aus der geistigen Enge, deren Grund er im Nicht-Nachdenken sah, zu befreien. Nicht zuletzt gehörte das autodidaktische Erlernen orientalischer Sprachen dazu. Später promovierte er in Orientalistik, eines der wenigen Fächer, die Juden zur damaligen Zeit überhaupt studieren durften. Seine Betrachtungen des Korans gelten als bahnbrechend und als wesentliche Beiträge für den Beginn der Islamwissenschaften. Auch seine Idee vom Gewordensein der hebräischen Bibel gilt als wegweisend.

Abraham Geiger war einer der ersten, die sich aus jüdischer Perspektive mit Jesus Christus beschäftigte – argwöhnisch betrachtet von christlichen Theologen. Homolka, der selbst ein Buch zu Jesus geschrieben hat, konnte anschaulich darstellen, welchen Schwierigkeiten Abraham Geiger im 19. Jahrhundert ausgesetzt gewesen sein muss, wenn denn selbst heute dieser Blickwinkel auf Jesus noch immer kritisch beäugt wird.

Homolka beschrieb eindrücklich die schwierige Situation, in der sich Geiger im 19. Jahrhundert befand, stellte es doch eine besondere Herausforderung dar, seine wissenschaftlichen Arbeiten ohne theologische Ausbildung und ohne Anbindung an eine Universität zu entwickeln – nicht zuletzt in einer Gesellschaft, die die Wertigkeit der jüdischen Religion und Tradition in Abrede stellte und sie erst recht keiner wissenschaftlichen Betrachtung würdigte.

Geigers Lebensaufgabe sollte denn so auch die Etablierung der jüdischen Theologie als Wissenschaft werden. Bereits 1836 hatte er, damals erst 26-jährig, formuliert, dass die Emanzipation der Juden so lange nicht gelingen wird, wie Rabbiner nicht wie evangelische oder katholische Theologen ausgebildet werden – in universitärer Anbindung und mit den selben kritischen Ansatzpunkten. Man müsse, so Geiger, den Dingen auf den Grund gehen – wozu ein umfangreiches Studium der Grundlagen ebenso gehöre wie das der Alternativen.

Für Geiger war es zeitlebens wichtig, sich trotz eines reglementierten Alltags geistig freie Räume zu erarbeiten. Gedacht werden kann alles, nur muss es sich dann im Streit der Argumente beweisen. „Durch Erforschung des Einzelnen zur Erkenntnis des Allgemeinen, durch Kenntnis der Vergangenheit zum Verständnis der Gegenwart, durch Wissen zum Glauben“, so hatte Geiger seinen Ansatz formuliert – der heute auch Leitspruch des Abraham-Geiger-Kollegs ist.

Zwar gelang es, 1872 die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin zu gründen, allerdings nicht als Teil der damaligen Friedrich-Wilhelm-Universität.

Dies soll nun, über 175 Jahre nach der von Geiger geforderten Gleichberechtigung der Ausbildung für das geistige Amt, in Brandenburg mit der Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät realisiert werden.

Die anschließende Diskussion griff denn auch diesen aktuellen Bezug ebenso auf wie die Antisemitismus-Debatte und den kritischen Umgang mit Israel.

Homolka zeigte sich über den großen Zuspruch zu der Veranstaltung und die rege Diskussion erfreut: „Geiger ist nun in Senftenberg bekannter als in den meisten anderen Städten.“ Für ihn war mit dem Philosophiekurs zudem „Geigers Tag“ angebrochen. Am folgenden Mittag beschäftigte sich der Wissenschaftsausschuss des Landtags Brandenburg nämlich mit einem Entwurf zur Änderung des Brandenburgischen Hochschulgesetzes, der die Einführung einer jüdisch-theologischen Fakultät an der Universität Potsdam ermöglichen soll, damit die Rabbinerausbildung vollständig an die Universität anbindet und Geigers Wunsch nun endlich in Erfüllung geht.


Aspasia: Philosophin, Lehrerin des Sokrates oder doch bloß Hure?

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann 

(MdL, Philosoph; Senftenberg) 


Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg


Seit über einem Jahr beschäftigen sich die Philosophieabende mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph) mit Lausitz-Büro der RLS mit  "Diskreditierten und verleugneten Traditionen kritischen Denkens". Dabei ist deutlich geworden, dass es besonders Frauen sind, die trotz herausragender schriftstellerischer, politischer oder philosophischer Leistungen kaum bekannt sind.
Im Dezember steht ASPASIA (geboren um 470 v. Chr. in Milet, gestorben um 420 v. Chr. in Athen) im Zentrum des Philosophieabends: 

Neuere Forschungen gehen davon aus, dass sie als eine hochgebildete Frau nicht nur mit den Philosophen ihrer Zeit wie Sokrates, Euripides, Sophokles u.a. verkehrte, sondern als Lehrerin des Sokrates wahrscheinlich sogar die eigentliche Erfinderin des sokratischen Gesprächs ist. Andererseits aber stellt vor allem der antike Komödiendichter Aristophanes Aspasia als Hetäre dar und behandelt sie abfällig. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass sie die Verfasserin der berühmten “Leichenreden” des Perikles ist, der sie als zweite Frau nahm, sie aber wegen des von ihm selbst veranlassten “Bastardengesetzes” von der attischen Gesellschaft nicht als offizielle Ehefrau des Herrschers anerkannt werden konnte. Aspasia unterhielt einen philosophischen Gesprächskreis, an dem Frauen teilnahmen. Das galt als gefährlich für die antike Männergesellschaft. Nur knapp entging Aspasia 432 v. Chr. einem Todesurteil wegen Gottlosigkeit und Kuppelei, wobei ihr zu großer politischer Einfluss auf Perikles der eigentliche Grund für die Anklage war. Unter ihrem Namen verfasste Schriften sind nicht erhalten. In der Schulphilosophie kommt sie kaum vor.

Die Veranstaltung im Lausitz-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg) beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.


Karola Bloch: Im Geiste umarmen und trösten. Oder: "Westpakete" und "gefühlsmäßiger Kommunismus"

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann 

(MdL, Philosoph; Senftenberg) 


Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg


Seit über einem Jahr beschäftigen sich die Philosophieabende mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann (MdL, Philosoph) mit Lausitz-Büro der RLS mit  "Diskreditierten und verleugneten Traditionen kritischen Denkens". Dabei ist deutlich geworden, dass es besonders Frauen sind, die trotz herausragender schriftstellerischer, politischer oder philosophischer Leistungen kaum bekannt sind.
Im November steht Karola Bloch im Zentrum des Philosophieabends:

KAROLA BLOCH (1905–1994), geb. Piotrowska; polnisch-deutsche Architektin und Publizistin, Antifaschistin, Sozialistin, Aktivistin der Frauenbewegung, Umweltaktivistin und wichtige Repräsentantin der Antiatomkraftbewegung. Obwohl Jüdin und Mitglied der Kommunistischen Partei bleibt sie mit ihrem Mann Ernst Bloch, einem der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, bis 1937 in Deutschland und berichtet der KPD-Führung in Moskau über die Ereignisse im Lande, dann Flucht in die USA über Wien, Prag und Paris. 1949 Rückkehr nach Deutschland und bis zu ihrem Ausschluss 1957 Mitglied der SED. Die Blochs kehren nach dem Bau der Mauer nicht mehr in die DDR zurück. In „Briefen durch die Mauer“ versucht Karola Bloch zurückgebliebenen Freunden Trost und Hilfe zu geben, aber auch selbst Ermutigung zu erfahren.

Die Veranstaltung im Lausitz-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg) beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Olympe de Gouges: Aufklärerin, Revolutionärin, Frauenrechtlerin, von Männern der Revolution hingerichtet

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Viktoria Frysak

(Philosophin; Wien) 


Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg


Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu "Diskreditierten und verleugneten Traditionen kritischen Denkens" ist deutlich geworden, dass es besonders Frauen sind, die trotz herausragender schriftstellerischer, politischer oder philosophischer Leistungen kaum bekannt sind.

Dies gilt in besonderem Maße auch für die Schriftstellerin der Aufklärung, Frauenrechtlerin und Verfasserin der „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ (1791), die Revolutionärin und bedeutende Intellektuelle der französischen Revolution Olympe de Gouges.

Dr. Viktoria Frysak aus Wien gilt seit ihrer Arbeit zum Thema „Denken und Werk der Olympe de Gouges (1748 – 1793)“ als die Expertin für dieses Thema in Europa. Viktoria Frysak (Jg. 1972) studierte Philosophie an der Universität Wien, ist Vorstandsmitglied der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie (WiGiP), Verlagsleiterin der Edition Viktoria und Veranstalterin der Schreibkurse „Texthobel“.

Vorgestellt werden die Ideen und das Leben von Olympe de Gouges. Dabei wird es ebenfalls um einen eigentlich doppelten Skandal gehen: De Gouges wurde ja nicht nur von Revolutionären (von Männern) am 3. November 1793 in Paris öffentlich hingerichtet, sondern in ihrem Falle wird besonders deutlich, dass es ein besonderes Interesse gab, ihre Schriften, ihre Ideen und ihre Biografie bis in die Gegenwart hinein zu ignorieren.

Die Einführung und die Moderation übernimmt Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, ebenfalls Mitglied der Wiener Gesellschaft für interkulturelle Philosophie. Vortrag und Diskussion sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

Zur Internetseite über Olympe de Gouges ...


Frantz Fanon: "Das kolonisierte Ding wird Mensch" oder: Irrte Sartre, als er mit Fanon meinte, Europa sei im Eimer?

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann

(Philosoph, Afrikawissenschaftler; Senftenberg)


Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg

eine Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Woche


FRANTZ FANON (1924 – 1961), auf Martinique geboren, Arzt, Philosoph, Soziologe, Schriftsteller, Befrei-ungskämpfer in Algerien. Er war einer der wichtigsten Intellektuellen des antikolonialen Kampfes im 20. Jahrhundert und Ikone für Revolutionäre der Dritten Welt, vergleichbar mit Che Guevara.

JEAN-PAUL SARTRE (1905 – 1980) war einer der einflußreichsten Philosophen und Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Für Frantz Fanons bekanntestes Werk “Die Verdammten dieser Erde” (1961) schrieb er ein ausführliches Vorwort.

GERD-RÜDIGER HOFFMANN (geboren 1952) studierte Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig; Lehre und Forschung zur Philosophiegeschichte, besonders zur Geschichte der afrikanischen Philosophie. Zahlreiche Publikationen zu Philosophie und Kulturpolitik. Seit 2004 Landtagsabgeordneter.


Jean-Paul Sartre: "Objekt-Wir" und "Subjekt-Wir" oder: Irrte Simone Weil, als sie meinte, das Denken sei stets individuell?

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann

(Philosoph, Afrikawissenschaftler; Senftenberg)


Beginn : 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bärengasse 3, 01968 Senftenberg


JEAN-PAUL SARTRE (1905-1980) war einer der einfluss-reichsten Philosophen und Schriftsteller des 20. Jahr-hunderts. Sein philosophisches Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“ erschien 1943. Das Thema dieses
Philosophieabends bezieht sich auf ein Kapitel dieses Werkes: 

„Der Konflikt ist der ursprüngliche Sinn des Für-andere-seins.“ (S. 638): „Man kennt das banale Dialogschema ‚Wir sind sehr unzufrieden’. – ‚Aber nein, mein Lieber, sprechen Sie für sich.’ Das impliziert, daß es vom Wir abweichende Bewußtseine gibt – die als solche nichtsdestoweniger vollkommen normale Bewußtseine sind.“ (S. 722) „Es gibt ja nicht nur ein [aktives] Subjekt-Wir: die Grammatik lehrt uns, daß es auch ein [passi-ves] Subjekt-Wir gibt, das heißt ein Objekt-Wir. (...) So gibt es zwei radikal verschiedene Formen der Erfahrung des Wir ...“ (S. 722f.) „A) Das Objekt-Wir“ (S. 723ff.) „B) Das Subjekt-Wir“ (S. 736ff.)

Aus: Jean-Paul Sartre. Das Sein und das Nichts. Reinbek bei Hamburg, 2002

SIMONE WEIL (1909 – 1943) war eine französische Philosophin jüdischer Herkunft. Sie lebte ihr soziales und religiöses Denken konsequent – bis zur Selbstaufgabe.

GERD-RÜDIGER HOFFMANN (geboren 1952) stu¬dierte Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig; Lehre und Forschung zur Philosophiegeschichte, besonders zur Geschichte der afrikanischen Philosophie. Zahlreiche Publikationen zu Philosophie und Kulturpolitik. Seit 2004 Landtagsabgeordneter.


Henry Odera Oruka - Das menschliche Minimum

19.00 Uhr, rls Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, Senftenberg

Am Freitag, dem 25. Mai 2012, ist die Philosophin und Afrikawissenschaftlerin Dr. Anke Graneß (Bonn) zu Gast bei Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann. Sie wird einen Vortrag über die ethischen Ansichten des afrikanischen Philosophen Henry Odera Oruka (1944-1995) unter dem Titel "Das menschliche Minimum" halten.

Henry Odera Oruka gehört zu den einflussreichsten afrikanischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er eröffnete mit seinen Arbeiten Wege jenseits einer Gleichsetzung afrikanischer Philosophie mit traditionellem Denken, Mythologien und Sprichwörtern. Bekannt wurde er vor allem mit seinem Projekt der Weisheitsphilosophie. Weniger bekannt sind seine ethisch-philosophischen Ansätze, die durchaus bis zur Frage nach einem bedingungslosen Grundeinkommen reichen. Bereits in den 1980er Jahren hat Oruka die Frage nach globaler sozialer Gerechtigkeit aufgeworfen.

Gerd-Rüdiger Hoffmann war einer der ersten Philosophen, die sich bereits Anfang der 1980er Jahre mit Oruka beschäftigten. Anke Graneß hat Philosophie in Leipzig und Wien studiert. An der Wiener Universität promovierte sie zum Begriff der Gerechtigkeit Henry Odera Orukas. Sie ist Redakteurin der in Wien herausgegebenen internationalen Zeitschrift "Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren". 


Leonardo da Vinci: Freiheit, technischer Fortschritt und menschliches Maß

19.00 Uhr, rls Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, Senftenberg

Das Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung lädt herzlich ein zu einem besonderen Abend in der Veranstaltungsreihe zu diskreditierten und verleugneten Traditionen kritischen Denkens.

Unter dem Titel "Freiheit, technischer Fortschritt und menschliches Maß" werden sich am Freitag, dem 27. April 2012, der bekannte bildende Künstler aus Lübbenau Dietrich Lusici und Gerd-Rüdiger Hoffmann, Philosoph aus Senftenberg, mit dem Universalgelehrten Leonardo da Vinci beschäftigen.

Dietrich Lusici wird dabei seine künstlerische Auseinandersetzung mit Leonardo da Vinci vorstellen - am Beispiel eines Bildbandes zu Leonardo. Dabei handelt es sich keineswegs um einfache "Übermalungen", sondern um eine häufig auch sehr konkrete Übersetzung ins Leben hier und heute. So werden zum Beispiel bekannte Leonardo-Motive ins Sorben/Wenden-Land und in den Spreewald versetzt oder aus einem alten Krieger wird bei Lusici auf der gegenüberliegenden Seite ein aus Not und Verzweiflung (kaum aus Kampfesmut) schreiender Krieger in unserer Zeit.

Zu diskutieren wird auch die Frage sein, ob auf den Bildern immer tatsächlich zu sehen sein muss, was ist. Oder ob die Dinge, die eben nicht vordergründig und mathematisch klar zu erfassen sind, nicht das eigentlich Bestimmende des menschlichen Lebens sind?

Die Veranstaltung im Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg) beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen.


Simone Weil: Ehrfurcht vor fremder Wahrheit

19.00 Uhr, rls Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, Senftenberg

Simone Weil (1909 – 1943) war eine französische Philosophin jüdischer Herkunft. Sie lebte ihr Denken konsequent - bis zur Selbstaufgabe. Anarchistin? Mystikerin? Revolutionärin? Kein Begriff passt komplett zu ihr. Heinrich Böll war von ihrer Geradlinigkeit und von ihrer Sprachgewalt begeistert. Andere verspotteten sie wegen ihres Eintretens für Bedürftige und ihrer Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner. Sie hielt aber daran fest, dass es stets um Achtung vor fremder Wahrheit gehen sollte. Parteien aber, diese Einrichtungen aus dem 19. Jahrhundert, gehören nach ihrer Auffassung abgeschafft.

An diesem Philosophieabend wird Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann diese beeindruckende Persönlichkeit vorstellen.


Warum eine alternative Rekonstruktion der Philosophiegeschichte notwendig ist

19.00 Uhr, rls Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, Senftenberg

Der Theologe und Philosoph Prof. Dr. Dr. Raúl Fornet-Betancourt gehört zu den international herausragenden Denkern der Befreiungstheologie und Befreiungsphilosophie. In Deutsch-land gilt er als Nestor interkulturellen Philosophierens. Am 24. Februar 2012 spricht er zum Thema „Warum eine alternative Rekonstruktion der Philosophiegeschichte notwendig ist“.

Das Problem ist, dass die Menschheit zwar eine ungeheure Menge an Wissen hervor-gebracht hat, modernste Technik und Technologien beherrscht, aber dennoch entscheidende Probleme wie Armut, Hunger, Umweltzerstörung, Ausbeutung und Krieg nicht überwunden sind. Könnte es nicht sein, dass bestimmte Traditionslinien kritischen und konstruktiven Denkens immer wieder übersehen werden? Zur Eröffnung einer Philosophie-konferenz an der Universität Barcelona sagte Raúl Fornet-Betancourt dazu folgendes: „Wenn wir substantielle Verbesserungen für unsere Lage erzielen wollen, müssen wir über ein Denken und Handeln hinausgehen, die die Lösung der Probleme suchen, indem sie noch die Logik des Systems, das sie hervorgebracht hat, reproduzieren.“ Es ginge ausgehend von anderen Ordnungen um die Neubegründung der Welt. Die Frage wird also sein, ob dazu die Philosophie einen Beitrag leisten kann.


Helene Weigel - im Schatten Brechts

19.00 Uhr, rls Regionalbüro Lausitz, Bärengasse 3, Senftenberg

Margret Brademann, Historikerin und Leiterin des Brecht-Weigel-Hauses im märkischen Buckow, wird - nach einer kurzen filmischen Einführung - zum Thema "Helene Weigel - im Schatten Brechts" sprechen und dabei viel Interessantes zu Leben und Werk dieser herausragenden Schauspielerin und Intendantin berichten. Wie der Titel andeutet, wird es dabei auch um ihre berufliche und private Verbindung zu Bertolt Brecht gehen.



Rosa Luxemburg – Denken an der Grenze zwischen Philosophie und Politik

Philosophieabende: Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, MdL (Philosoph, Afrikawissenschaftler)

Beginn: 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg)


Kwame Nkrumah – Revolutionäre Utopie und Glauben an Materialismus

Philosophieabende: Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, MdL (Philosoph, Afrikawissenschaftler; Senftenberg)

Beginn: 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg)


Karl Korsch: Marxistische Kritik am Kommunismus

Philosophieabende: Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens

Vortrag und Gespräch

mit Prof. Dr. Mario Keßler (Historiker; Berlin)

Beginn: 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg)


Einführung zur neuen Reihe der Philosophieabende 2011/2012

Philosophieabende: Diskreditierte und verleugnete Traditionen kritischen Denkens

Vortrag und Gespräch

mit Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, MdL (Philosoph, Afrikawissenschaftler)

Beginn: 19.00 Uhr

Ort: Regionalbüro Lausitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Bärengasse 3, 01968 Senftenberg)