Ein Maler soll Ehrenbürger von Lauchhammer werden

Gerd-Rüdiger Hoffmann über Heinz-Karl Kummer (1920 bis 1987)

"Herbst" (1976); "Kopf" (1984); "Hand - Stop Industrie" (1987); "Selbstporträt" (1986)

"Vielen im Revier ist der Maler Heinz-Karl Kummer noch gut bekannt. 'Er ist einer von uns,' sagen selbst die stolzen ehemaligen Bergleute, die mit diesem Urteil eher behutsam umgehen. Heinz-Karl Kummer kam nach seinem Studium bereits Anfang der 1950er Jahre nach Lauchhammer.

Zuerst waren seine Bilder vor allem von der Frage 'Krieg oder Frieden' geprägt. Zehn Jahre Krieg hatten auch bei dem jungen Maler Spuren hinterlassen. Und es kam als Thema die große Hoffnung hinzu, die der antifaschistische Neuanfang in der DDR und die Industrialisierung in Lauchhammer und im Senftenberger Revier mit sich brachten. Vor allem aber malte er immer wieder jene Menschen, zu denen er geradezu herzliche Kontakte pflegte. Kummer schreckte auch nicht davor zurück, idyllische Landschaftsaquarelle zu malen. Es gefiel den Leuten von Lauchhammer, was er so malte. Sicher, auch Auftragswerke waren dabei. Warum nicht?

Aber ich bin mir sicher, dass der Künstler Heinz-Karl Kummer in seiner Vielfalt und vielleicht auch in seiner Widersprüchlichkeit bisher noch gar nicht gebührend gewürdigt wurde. Für mich werden zum Beispiel erhebliche inhaltliche und gestalterische Unterschiede deutlich, wenn ich sein Pärchen in lieblicher Herbstlandschaft (1976) oder seine Blumenbilder mit dem Bild 'Kopf' (1984) oder dem Aquarell 'Hand - Stop Industrie' (1987) miteinander vergleiche. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch die Darstellungen der Industriestädte Lauchhammer und Schwarzheide, die auf die Gefährdungen durch eine allzu ungehemmte Industrialisierung im Interesse des vermeintlichen Fortschritts hinweisen. Vielleicht hat er doch nicht nur gemalt, was gefällt.

Das alles ist zu bedenken, wenn die Stadtverordneten von Lauchhammer darüber entscheiden, ob Heinz-Karl Kummer Ehrenbürger ihrer Stadt werden soll. Eine gründliche Beschäftigung mit dem Künstler und ehemaligen Bürger von Lauchhammer ist also angesagt, bevor die Abgeordneten sich darauf einlassen. Denn allein für eine Inschrift an prominenter Stelle in der Stadt taugt der Name Heinz-Karl Kummer wenig. Seine Werke werden hoffentlich noch heute erfreuen und zum fröhlichen und kritischen Erinnern und Nachdenken bis ins Morgen anregen. Dann wäre er als Ehrenbürger der Richtige."

Gerd-Rüdiger Hoffmann (13.12.2010)


Wer sich für die Werke aus dem vielfältigen Kunstnachlass interessiert, kann sich an Frau Friedlinde König-Adam wenden (Mobil: 0171 – 89 25 24 9).