Senftenberger See im Lausitzer Seenland: Landschaft im Wandel, Umweltpolitik, Natur- und Kulturtourismus

Kleine Anfrage vom 11.10.2013 (DS 5/8055)

Nicht zuletzt durch die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land von 2000 bis 2010 wurde ein interessantes Spannungsfeld zwischen dem seit Jahren als besonders gut gelungenes Beispiel der Bergbausanierung und attraktives Erholungsgebiet eingeführten Senftenberger See und dem angestrebten Lausitzer Seenland mit einer Vielzahl weiterer Bergbauseen deutlich. Einerseits erfuhren die ingenieurtechnischen und landschaftsplanerischen Leistungen in diesem Zusammenhang eine entsprechende Würdigung, andererseits war klar, dass die geplanten Seen keine Nachahmungen des Senftenberger Sees sein können. Der Senftenberger See erfuhr so eine zusätzliche Bekanntheit und Anziehungskraft. Dadurch und wegen der hohen Qualität und des abwechslungsreichen Programms des Amphitheaters in Großkoschen konnten weitere Stammgäste gewonnen werden – die so genannten Kulturtouristen, die als Ergebnis entsprechender soziologischer Untersuchungen im Auftrag der Tourismuswirtschaft als besonders anspruchsvolle Gäste gelten. Diese und vor allem Dauercamper sehen allerdings mit Skepsis auf das Bemühen, zunehmend „Eventtourismus“ am Senftenberger See mit Motorbootverkehr, Wasserwandern, Großveranstaltungen und Stadthafen zu etablieren. Auch entstand der Eindruck, dass die kulturellen Besonderheiten der Region (NEUE BÜHNE Senftenberg mit Amphitheater, sorbische/wendische Geschichte und Kultur, Hochschulstandort, Zentrum der bildenden Kunst, Museum, noch sichtbare bergbaubedingte Landschaftszerstörung und gleichzeitig ingenieurtechnische Spitzenleistungen der Bergleute in Braunkohletagebauen und bei der Bergbausanierung) nicht organisch mit wirtschaftstouristischen Zielstellungen verbunden wurden.

Ich frage deshalb die Landesregierung:

  1. Wie schätzt die Landesregierung den Platz des Senftenberger Sees im Rahmen der „Landestourismuskonzeption Brandenburg 2012 – 2015“ unter dem Gesichtspunkt der dort getroffenen Unterscheidung zwischen „Auch-Kultur-Urlaubern“ und den „Kultururlaubern im engeren Sinne“ ein?
  2. Welche Herausforderungen für ein länderübergreifendes Marketingkonzept zum Lausitzer Seenland ergeben sich nach Auffassung der Landesregierung aus dem „Marketingplan 2014“ der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH?
  3. Welche Konsequenzen ergeben sich im Kontext des Landtagsbeschlusses „Vision und Konzept für die kulturelle Bildung“ nach Auffassung der Landesregierung aus der in der Landestourismuskonzeption formulierten Ist-Analyse, wonach Veranstaltungs- und Eventreisen an Bedeutung verlieren, die Nachfrage nach Besichtigungs-, Bildungs- und Studienreisen aber steigt?
  4. Wie kann der Senftenberger See durch Natur- und Kulturtourismus zukünftig noch mehr aufgewertet werden?
  5. Ist vorgesehen, das Amphitheater als Kern kultureller Aktivitäten am Senftenberger See stärker im Marketing des Lausitzer Seenlandes zu betonen?
  6. Ist damit zu rechnen, dass Veranstaltungen mit Eventcharakter an anderen Orten innerhalb des Lausitzer Seenlandes als Konkurrenz zu Höhepunkten am Senftenberger See zu beachten sind?
  7. Ist damit zu rechnen, dass die langsam in Gang gekommene Besinnung auf sorbische/wendische Geschichte und Kultur rund um Senftenberg (Zły Komorow) positive Auswirkungen mit Blick auf das Anwachsen der Urlauberzahlen aus Tschechien und Polen hat?
  8. Sieht das Land Möglichkeiten, die einmaligen ingenieurtechnischen Leistungen beim Entwickeln und Unterhalten des Senftenberger Sees angemessen zu würdigen, etwa durch Ausstellungen, Publikationen oder Informationspunkte zur Geschichte des Senftenberger Sees sowie zu seiner Vorgeschichte als Tagebau?
  9. Wie können mit einem themenübergreifenden Ansatz, also durchaus in der Tradition des Kulturbundes, die Besonderheiten der Geschichte des ehemaligen Bergbaureviers um Senftenberg, auch die Spannungen zwischen Industrie und Natur, im Rahmen der festgelegten Schwerpunkte der Kulturellen Bildung stärker zur Geltung gebracht werden?
  10. Welchen Stellenwert sollen zukünftig Naturschutz und Umweltbildung bekommen unter Berücksichtigung der einmaligen Pflanzenwelt und der Besonderheiten in der Tierwelt sowie in der Geologie als Alleinstellungsmerkmal dieses künstlichen Sees?
  11. In welcher Art sollten unter kulturstrategischen Gesichtspunkten (Kulturstrategie 2012) Ergebnisse der Kultursoziologie zum Tragen kommen, die davon ausgehen, dass bei Kulturtouristen neben der üblichen angebots- und nachfrageorientierten Ansprache (Werbung, Marketing) vor allem wertorientierte Einstellungen zur Auswahl des Reisezieles beitragen?

 

Antwort der Landesregierung

vom 12. Juli 2010 (DS 5/1629)